Sonntag, 26. Mai 2019

54| Umbrella, ella, ella

Passend zum Wetter spielten sie heute vormittag in meinem Frühstückslokal - bei Mc Donalds - Rihanna's Song. Nicht einmal, nicht zweimal, nein, in Endlos-Schleife. Sicher nicht wegen des Wetters. Das würde voraussetzen, irgendjemand dort verstünde, wovon Rihanna singt. Egal. Nach einer Woche mit Temperaturen jenseits der 30 Grad (Donnerstag hatten wir (alb-)traumhafte 37 Grad) und Luftwerten jenseits der 150 kamen mir heute der bewölkte Himmel, der Regen, Temperaturen um die 23 Grad und Luftwerte unter 50 wie eine Erlösung vor. Man konnte mal wieder atmen. Nächste Woche geht's denn mit Temperaturen über 30 Grad weiter.
Also Regenschirm geschnappt und ab in den Chaoyang-Park. Die Konstruktion dieses Parks begann 1984. Und so sieht er auch aus.
Klar, es gibt auch ganz schöne Ecken.

 
 
 

Aber insgesamt hat mich der Park eher depressiv gemacht. Und das lag nicht am wolkenverhangenen Himmel. Chinesen haben zum einen absurde Vorstellungen davon, was schön ist.


Zum anderen befindet sich in dem Park ein großer Rummel, der aber offensichtlich schon lange tot ist. Lediglich ein Fahrgeschäft war in Betrieb. Die ganze Anlage hat mich ein bisschen an den Plänterwald in Berlin erinnert.

 

Was soll's. Ich war ein bisschen draußen - ohne zu verbrennen und ohne mich zu vergiften. Morgen in 5 Wochen besteige ich den Flieger Richtung Deutschland. Langsam wird's auch Zeit. Ein bisschen habe ich gerade die Nase voll von Peking.
Vor meinen Fenstern entstehen momentan zwei große Baustellen. Rechter Hand ist schon mal gerodet worden.


Linker Hand wird anscheinend eine große Halle für den Abriss vorbereitet. Gerade eben hantierte ein Facharbeiter auf der mit Dachpappe gedeckten Halle mit einem Schweißbrenner.

Noch steht die Halle nicht in Flammen.



Montag, 20. Mai 2019

53| I Seoul U


Pünktlich 17:35 Uhr begann am Freitag das Boarding für meinen 18:10 Uhr startenden, zweistündigen Flug von Peking nach Seoul. Gegen 18:40 Uhr gönnte ich mir ein Dosenbier, kurz nach 7 wurde das Essen gereicht.
All dies nur nicht in Reiseflughöhe, sondern immer noch am Boden, denn das Flugzeug hatte sich zu diesem Zeitpunkt noch keinen einzigen Meter bewegt. 20:20 Uhr dann eine Durchsage:
"rausch, rausch ... weather conditions... nuschel, nuschel, knarz."
21:23 Uhr setzt sich das Flugzeug erstmals in Bewegung und - wer hätte damit noch gerechnet - 22:07 Uhr, vier Stunden nach geplantem Start, hebt der Flieger tatsächlich ab in den dunklen Nachthimmel über Peking. Nach ziemlich turbulentem Flug Landung um 00:37 Uhr in Seoul. Nur leider fahren zu dieser Zeit keine Shuttle-Busse mehr in die City. Schnell am Geldautomaten 100000 Won (ca. 75 €) gezogen und ab mit dem Taxi zum Hotel. Dort übergebe ich dem Taxifahrer 80000 Won und bin kurz nach halb drei Uhr morgens endlich auf meinem Zimmer. 

 

Nachdem ich die verbleibende Nacht damit zugebracht hatte, den Zauberwürfel an der Wand zu lösen, stand der Samstag dann ganz im Zeichen von Power-Sightseeing:
Hin, gucken, Foto, weiter.
Erste Station war der Gyeongbokgung-Palast - der Größte von fünf im 14. Jahrhundert während der Joseon-Dynastie erbauten Palästen.
Schöne Randnotiz: Als ich aus der U-Bahn-Station kam, dachte ich, ich hör nicht richtig. Es wurde gerade Bühnentechnik für eine Veranstaltung aufgebaut und aus den Boxen tönte "Liebe" von Jan Delay. In Seoul. In Südkorea.

 

Es ging weiter zum 243 m hohen Berg Namsan mitten in Seoul. Da ich nicht soviel Zeit hatte, nahm ich rauf und runter die Seilbahn. Gut, ich hatte auch keine Lust hochzuwandern.


Der Blick vom "Gipfel" war jetzt nicht wahnsinnig spektakulär, aber man konnte sich zumindest einen Eindruck von den Ausmaßen der Stadt machen. Auf dem nachfolgenden Bild habe ich mal die ungefähre Lage meines Hotels markiert.

 
 

Nachmittags ging es zum Dongdaemun History and Culture Park mit dem 2014 eingeweihten Dongdaemun Design Plaza. Sehr futuristische Architektur ...

 
 

... und stille Momente.


Abends bin ich noch ein bisschen in der Umgebung meines Hotels rumgerannt, aber nicht all zu lange, da mir die Anreise doch noch etwas in den Knochen steckte.
Sonntagmorgen sah der Blick aus meinem Fenster dann so aus:


Also ein bisschen später und ausgiebiger frühstücken. Ein älterer Italiener und ich waren die einzigen Gäste im Frühstücksraum. Der "Kellner" schlief in einer Ecke und wurde später von der Küchenhilfe geweckt. Gerade rechtzeitig um den Kaffeeautomaten in Betrieb zu nehmen. Die Spiegeleier waren eiskalt, das Rührei ungenießbar.
Am späten Vormittag bin ich - auch dank des Leih-Regenschirms des Hotels - los um ein bisschen am Cheonggyecheon spazieren zu gehen. Ein aufwendig restaurierter Kanal, der bereits während der Joeson-Dynastie der Entwässerung, den Hausfrauen aber auch zum Wäschewaschen diente. Hätte ich Wechselsocken dabei gehabt, hätte ich auch mal schnell meine Socken durchwaschen können. Meine Sneaker, die ich den Tag an hatte, sind definitiv nicht regentauglich. Mit jedem Schritt pumpten sie mehr Wasser ins Innere. Schuhe, Socken - alles klatschnaß. Die Schuhe sind es sogar immer noch, und stinken außerdem wie toter Hamster. Ich befürchte, ich muss sie entsorgen.
Wo war ich stehengeblieben? Achja, beim Cheonggyecheon. Trotz Regens ein schönes Biotop inmitten der Großstadt.

 
 

Anschließend bin ich noch etwas ziellos durch die Stadt geschlendert, habe eine leckere belgische Waffel schnabuliert und war gegen 16 Uhr schließlich wieder im Hotel.

 
 

Abends um 18 Uhr bin ich dann zum Essen eingeladen worden - ein Arbeitsessen sozusagen. In einem vegetarischen Restaurant. Wenigstens so einen kleinen Klops hätte ich mir schon auf dem Teller gewünscht. Aber ich bin satt geworden, die Qualität des Essens war gut, der Wein ebenso. Ich weiß aber auch, dass ich mich nicht nur von Blättern ernähren möchte.
Und heute, Montag, den 20. Mai dann der eigentliche Grund meines Seoul-Aufenthaltes: 6:15 Aufstehen, 7:00 schnelles Frühstück, Käffchen, 8:10 halbstündige Konferenz, Käffchen, von 9:50 bis 10:30 dann die Arbeit, für die ich eigens eingeflogen wurde, Käffchen.
Um 11:35 saß ich im Airport-Shuttle-Bus. Der Rückflug war nicht ganz so turbulent wie der Hinflug und mit nur einer halben Stunde Verspätung pünktlich wie die deutsche Bahn.
Ein stressiges, aber trotzdem spannendes Wochenende liegt hinter mir. Seoul hat mich nicht so begeistert wie z.B. Tokio, ist aber durchaus eine interessante Stadt.
Zum Abschluss ein Bild, wie ich es so auch in Peking hätte machen können.


Ich nenne es "Treppe kaputt?"


Donnerstag, 9. Mai 2019

52| Die zarteste Versuchung

Gesunde, abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung ist so wichtig.


Danke Christine! Danke Thomas & Stephie! Danke Merve!

Nahezu über Nacht hat sich hier in Peking der Frühling verabschiedet und der Sommer breit gemacht.


Und das ist erst der Anfang. Ich freu mich. 😓

In gut einer Woche sitze ich um diese Zeit schon wieder im Flieger. Da ich am Montag, den 20. Mai für etwa eine Stunde in Seoul arbeiten werde, dachte ich mir, ich reise schon am Freitagabend an, sodass mir der Samstag und der Sonntag für Sightseeing zur Verfügung stehen. Mal schauen, was die südkoreanische Hauptstadt für Abenteuer bereithält. Hoffentlich keinen Raketentest aus dem nördlichen Nachbarland. 
Abenteuerlich ist allein schon die Tatsache, für diese eine Stunde Arbeit zwei Flugstunden in ein benachbartes Land auf sich zu nehmen. Das sind diese Erfahrungen, die den Alltag hier zwar anstrengend, aber immer wieder spannend machen, und die mir auch keiner mehr nehmen kann.
Ich werde von dem Wochenende natürlich demnächst hier berichten.
So, es ist Abendbrotzeit. 
Es gibt Milka "Ganze Haselnuss".


Update von Sonntag, dem 12. Mai
Heute habe ich auf dem Weg zum Treffen mit einer Kollegin mal wieder etwas skurriles beobachten dürfen.


Normalerweise wird dieses Schild ja überall dort aufgestellt, wo der Boden nass ist. Nicht so in einer Pekinger U-Bahn-Station. Hier wird mit dem "Caution, wet floor"-Schild solange über einer nassen Stelle hin- und hergewedelt, bis sie trocken ist. Kann man so machen.


Update von Mittwoch, dem 15. Mai
Ich hatte ja mal über meine hier zwangsläufig veränderten Fernsehgewohnheiten geschrieben. Mittlerweile empfange ich nur noch zwei chinesische Fernsehsender, und abends bin ich froh, wenn ich wenigstens mal eine 3-Minuten-Nachrichtensendung mit wenig Rucklern streamen kann. Doch gestern abend kam das Fernsehen direkt zu mir (und zu allen anderen Interessierten): Der ARD-Filmabend mit den China-Korrespondenten der ARD Mario Schmidt und Michael Storfner.


In längeren und kürzeren Filmbeiträgen ging es um unser Gastland China. Kritische Beiträge beleuchteten die überall präsente Überwachung durch Kameras und Stimmerkennung, die erschreckend rasant zunimmt, geheime Umerziehungslager für Andersdenkende oder massive Einschränkungen der Pressefreiheit. In kurzweiligeren Beiträgen ging es um eine neue Generation von chinesischen Influencern oder Heiratsjäger, die Frauen für heiratswillige, gut betuchte Chinesen casten, Fleisch-Steine, wie der Name schon sagt, Steine, die wie gebratenes Fleisch aussehen und gerne gesammelt werden, oder die größte Fahrschule der Welt vor den Toren Pekings mit 5000 Angestellten, 3000 Fahrschulwagen und 200000 Fahrschülern im Jahr. Sehr empfehlenswerter Bericht: ARD Weltbilder: Die größte Fahrschule der Welt


Mittwoch, 1. Mai 2019

51| 08:15 Uhr



Jeden Morgen um genau 08:15 Uhr, dem Zeitpunkt, als am 06. August 1945 die Atombombe über Hiroshima detonierte, erinnert und mahnt der Peace Clock Tower: "No more Hiroshima".

Der Besuch des Peace Memorial Parks und des Friedensgedächtnismuseums war mir ein großes Bedürfnis und hat mich tief bewegt und berührt.
Es bedarf keiner weiteren Worte.


Hiroshima ist heute eine moderne und lebendige Stadt und mit etwa 1,2 Millionen Einwohnern im Vergleich zu Tokio oder Peking geradezu ein Dorf. Umgeben von bewaldeten Bergen liegt Hiroshima an der Nordküste des Binnenmeeres Seto im Südwesten der japanischen Hauptinsel.
Eigentlich wollte ich mich auch hier mit einer Kollegin treffen. Aufgrund der Golden Week in Japan hatte sie jedoch erst ein späteres Ticket für den Shinkansen buchen können, sodass sie erst an meinem Abreisetag hier eintraf.

Nordöstlich vom Friedenspark liegt der Ruinenpark der Burg Hiroshima. Vollkommen durch die Atombombe vernichtet, wurde zumindest der Burgturm wieder neu aufgebaut.

 

Neben dem Atombombendom hat Hiroshima noch eine zweite Weltkulturerbestätte - den Itsukushima-Schrein auf der Insel Miyajima. Mit einem Schiff, das beide Welterbestätten miteinander verbindet, bin ich am Sonntag, den 28. April dorthin geschippert.


Die Gründung des Schreins wird auf das 6. Jahrhundert zurückgeführt. Die Errichtung der Anlage über dem Meer, das je nach Stand der Gezeiten dem Schrein einen anderen Untergrund bietet, ist einmalig in der Welt. Zur Seeseite hin geöffnet und vor dem Hintergrund des Mt. Mizen, der als einer der Orte gilt, an dem die Götter auf die Erde hinabsteigen, ist die ganze Anlage äußerst beeindruckend. Das habe ich mir übrigens auf einer Tourismus-Seite über Hiroshima angelesen. Vor meinem Urlaub hier habe ich ehrlicherweise noch nie etwas von diesem Schrein und seinem zumindest bei Flut im Wasser stehenden Tor gehört.


Noch etwas beeindruckender fand ich allerdings den etwas höher am Mt. Mizen gelegenen Daoshoin Tempel. Zum Glück bin ich auf meiner kleinen Bergwanderung nicht Mamushi begegnet.


 

Ein kleines Raucherpäuschen musste natürlich auch noch sein, abseits der Menschenmassen und bevor das Schiff gegen 16:00 Uhr wieder Richtung Hiroshima ablegte.


Am 30. April hieß es leider Abschied nehmen von diesem großartigen Land. Noch ein verliebter Blick zurück aus dem Shuttle-Bus.
 

Und dann ging es mit einer halben Stunde Verspätung um 13:45 Uhr zunächst nach Tokio und von dort zurück nach Peking.
Ein fantastischer Urlaub geht zu Ende. 
Ich verlasse Japan.
Und Kaiser Akihito dankt ab.