Samstag, 23. März 2019

45| Niemand hat die Absicht, eine Mauer ...

... zu errichten.
Weil sie halt schon da war, und das bereits seit der Ming-Dynastie. Man hat ein kleines Stück stehen lassen, restauriert und einen Park drum gemacht - den Beijing Ming City Wall Ruins Park.
Dort, etwa 3 km südöstlich des Tiananmen - Platzes, findet sich ein etwa 1,5 km langes erhalten gebliebenes Teilstück der inneren Stadtmauer zusammen mit dem Southeast Corner Tower. Der Rest der Stadtmauer, die immerhin weit über 500 Jahre stand, fiel seit den 1960-er Jahren dem Bau der U-Bahn und kommunistischen Zweckbauten zum Opfer.
Nun ist der Park nicht sonderlich aufregend, aber nach arbeitsreichen Wochen und Wochenenden habe ich einfach den Drang verspürt, mal vom Schreibtisch aufzustehen und den Frühling zu begrüßen. Am 16. März wurden die Heizungen abgestellt, jetzt muss der Frühling mal in die Puschen kommen. Und das tut er. Man kann den Knospen fast beim Aufspringen zugucken.


 Und da, wo es die Natur nicht ganz so eilig hat, werden die Bäume einfach ein bisschen aufgepimpt.


Viel mehr kann ich jetzt auch gar nicht von diesem kurzen Ausflug berichten, deswegen lenke ich schnell mit weiteren Bildern ab.

 
 

Was gibt es sonst noch neues?
Die kleine Flaniermeile in meinem compound ist eines nachts verschwunden, also sie ist natürlich noch da, aber wirklich jedes Restaurant, jeder Laden und auch mein Friseur wurden dicht gemacht. Stattdessen sieht man dort nun Bauarbeiter mit Schubkarren.

Nächste Woche wird unsere Anstalt von Inspektoren aus Deutschland heimgesucht und auf links gedreht. Seit Wochen bereiten wir uns akribisch auf diesen Besuch vor. Ich kann das Wort "Evaluation" echt nicht mehr hören. Das ist so ein Besuch, bei dem man sich erst richtig freut, wenn er wieder weg ist. Danach wird hoffentlich alles wieder in normalen Bahnen laufen.

Das VPN läuft indes - jetzt, wo der Volkskongress vorbei ist - wieder einigermaßen in normalen Bahnen, allerdings läuft etwas anderes aus der Bahn.
Bisher waren bankinterne Überweisungen von Deutschland nach China problemlos möglich, zumindest wenn man diese wochentags innerhalb eines kleinen, anderthalbstündigen Zeitfensters in Auftrag gegeben hat.
Dies tat ich letzte Woche auch wieder, immerhin steht in Kürze eine Mietzahlung an, aber das Geld kam nie auf meinem chinesischen Konto an. Von meinem deutschen Konto ist es aber zügig wie gewohnt abgebucht worden. Mit 4 Kollegen habe ich über diesen höchst nervigen Umstand gesprochen. 4 unterschiedliche Lösungsstrategien habe ich erhalten. Und das Schlimme ist, vermutlich funktioniert keine davon in meinem Fall. Es gibt hier keine (erkennbaren) Regeln, nur Ausnahmen.

Halt, eine Regel gibt es doch. Eigene Studien in den letzten Monaten haben nun zweifelsfrei ergeben: Chinesen sind nicht in der Lage rückwärts zu fahren, und erst recht nicht zu wenden, was sie aber nicht davon abhält, dies trotzdem jederzeit und überall zu tun. Manchmal stehe ich mit einem Käffchen oder'nem Dosenbier minutenlang an meinem Fenster, schaue dem Treiben unten auf der Straße zu und weiß nicht, ob ich lachen oder Mitleid haben soll. Manchmal möchte ich einfach nur runter gehen und die Autofahrer mehrfach ohrfeigen. Sowohl die, die verzweifelt versuchen ihr Auto zu wenden, als auch die, die keinen Millimeter Platz machen und stattdessen ununterbrochen hupen.
Und während ich diese Zeilen schreibe, hupt's unten wieder ganz aufgeregt. Die schlechte Qualität der folgenden Bilder und die Reflexionen meiner weißen Sportsocken bitte ich zu entschuldigen. 
Wenn schon kein Sport, wenigstens Sportsocken. 

 
 

Ohne scheiß, diese Bilder habe ich innerhalb von nicht mal 5 Minuten aufgenommen.
Kann das bitte mal einer evaluieren, warum Leute ständig etwas tun, was sie nicht können?


Dienstag, 5. März 2019

44| One Night in Bangkok

Also eigentlich war ich sogar drei Nächte in Bangkok - vom 28.02. bis 03.03.. Aber angefühlt hat sich's wie nur eine.
Um es vorweg zu nehmen, das lag nicht daran, dass ich wie bei "Hangover 2" ohne Erinerungen, mit einem Affen, abrasierten Haaren und einer Tätowierung im Gesicht in irgendeiner Klitsche zu mir gekommen bin, sondern weil ich zur Zeit nicht besonders gut schlafe und außerdem zum Arbeiten in der thailändischen Hauptstadt war.

Donnerstag ging es gegen 17 Uhr auf einem gut fünfstündigen Direktflug in den Sonnenuntergang Richtung Bangkok.


Gegen 21:20 bin ich gelandet, und nach gefühlt stundenlangem Anstehen bei der Immigration und gefühlt ebensolanger Taxifahrt habe ich gegen 23:30 endlich das Hotel erreicht, welches ich auch bis auf wenige Stunden am letzten Abend nicht mehr verlassen sollte. Vielleicht auch gut so, fühlt sich doch das Klima dort an wie im türkischen Dampfbad.
Beim Frühstück am nächsten Morgen lernte ich meine Mitstreiter kennen: zwei Kollegen aus Shanghai, einer aus Kuala Lumpur und eine weitere aus New Delhi. Pünktlich 8:30 begann unsere gemeinsame Arbeit. Da ich in diesem Blog aber nicht all zu sehr auf die Details meiner Arbeit eingehen möchte, nur soviel:


Annual Physics Conference Asia klingt aber hochtrabender als es ist.
Der Garden Room war ein fensterloser Arbeitsraum im Keller des Hotels mit Kunstrasen und Gartengeräten an den Wänden. Da hat sich ein Innendesigner mit Hang zum kleingärtnern aber mal so richtig ausgetobt.



Unterbrochen wurden unsere 8 Stunden Arbeit pro Tag nur durch zwei Kaffeepausen und eine Mittagspause, in denen aber zugegebenrmaßen sehr gut für unser leibliches Wohl gesogt war.


Den ersten gemeinsamen Abend verbrachten wir in der Executive Lounge des Hotels während der Happy Hour - gegen 21:00 war aber jeder bereits auf seinem Zimmer. Zu anstrengend war die Anreise und der erste Arbeitstag.
Samstag dann von 8:30 bis 17:30 dasselbe Spiel, nur dass wir einen Raum weiter zogen. Direkt gegenüber des Garden Room sollte nämlich nachmittags eine groß angelegte Kindergeburtstags-Sause starten. Zu diesem Zweck war davor bereits eine riesige Hüpfburg aufgebaut.
Abends machten wir uns zu einem thailändischen Restaurant auf um das Arbeitswochenende gemütlich ausklingen zu lassen. Dort trafen wir noch auf einen befreundeten Kollegen unseres Arbeitsgruppenleiters, der aus der Schweiz kommt, aber schon eine Weile in Bangkok lebt. Anschließend ging es für einen, nein zwei, ähhh drei Absacker ins "Old German Beerhouse", bevor wir zum "Above 11" weiterzogen - einer Rooftop-Bar mit großartigem Ausblick. Hier zunächst mein Ausblick auf einen leckeren Gin Tonic mit japanischem Roku-Gin.

Es folgt der Ausblick von der Rooftop-Bar.


Drei meiner Kollegen zogen danach noch weiter in eine Salsa-Bar, ich zog es vor, ins Hotel zurück zu gehen, denn um 6 Uhr am Sonntagmorgen sollte schon wieder der Wecker klingeln.

Gegen 16 Uhr bin ich schlussendlich wieder in Peking gelandet - bei miserablen Luftwerten, rotzenden Mitmenschen und blockiertem VPN - ich liebe diese Stadt.
Es ist Volkskongress in Peking. Bestimmt auch deshalb die im Moment regelmäßigen SMS zur Luftqualität: "Die Stadt gab eine orangefarbene Warnung zur Luftverschmutzung heraus. 03. März 0 bis 24 Uhr. Emissionen. Standard-Kraftfahrzeuge, Bauschutt, Schlacke, Schottertransporter dürfen nicht auf der Straße fahren. Bitte die Öffentlichkeit, um einen guten Job des Gesundheitschutzes zu leisten."
Da bin ich aber froh, dass ich das Wochenende in Bangkok war, eigentlich wollte ich es nutzen um mal endlich meine Schlacke abzutransportieren.
Und warum wegen des Volkskongresses - wie anscheinend auch schon die Jahre zuvor - das VPN blockieren? Weil sie's können.

Im Juli werde ich in Deutschland sein, die Flüge sind mittlerweile gebucht. Ich hoffe natürlich, den ein oder anderen wiederzusehen. Ich freue mich auf gute Luft, Erbsensuppe mit Würstchen, Grand Dessert von Ehrmann und deutsch-sprachige Verkäuferinnen.
Im April bin ich in Japan und Ende Mai darf / muss ich nach Seoul - zum Arbeiten.

Passend zu Bangkok habe ich diesen Post mit einem Songtext begonnen, passend zu Seoul schließe ich auch mit einem:
You'r my heart, you'r my seoul.