Samstag, 20. April 2019

48| Auf der Jagd

Nun bin ich tatsächlich schon ein dreiviertel Jahr in Peking.
Heute morgen, als ich am Fenster stand, sah ich dem Fahrer eines Audi A8 L (Chinesen haben immer die L-Version) zu bei seinem kläglichen Versuch sein Fahrzeug zu wenden. Es war urkomisch.Wer das hier nicht mal live miterlebt, denkt, ich spinne.
Nun ist aber auch die Zeit gekommen, heute endlich mal über meinen Stuhlgang zu sprechen. 😱

Es begann damit, dass ich heute vormittag - am Karsamstag (Sagt man das so? Also jedenfalls der Samstag zwischen Karfreitag und Ostersonntag.) - bei McDonald's frühstücken war. Ich hatte nämlich bis auf ein paar Krümel Müsli und einen Apfel nichts mehr zu essen im Haus.
Der nächstgelegene McDonald's befindet sich etwa 10 Minuten Fußweg von meiner Wohnung entfernt, auf dem Weg zurück entschied ich mich noch für einen kleinen Umweg, schließlich soll es den ganzen restlichen Tag regnen.
Und dieser kleine Spaziergang von vielleicht insgesamt 2 Kilometern weckte meinen Jagdinstinkt.
Ich war auf der Jagd nach Stühlen.
Denn wie ich - glaub ich - schon mal berichtete, sitzen in Peking ja Parkplatzwächter und Andere den ganzen Tag am Straßenrand und gucken. Hier folgen nun einige meiner Jagd-Trophäen:
 
 
 
 
 
 
 
 

Und sollte das Mittags-Tief mal so richtig zuschlagen...


Soviel zu meinem heutigen Stuhlgang.

Morgen um diese Zeit bin ich bereits im Landeanflug auf Tokio. Da freue ich mich wirklich sehr drauf, ist Japan schließlich eines der Reiseziele, das ich unbedingt während meiner Zeit hier ansteuern wollte. Gestern habe ich mich ein bisschen belesen über die japanische Hauptstadt sowie mein zweites Ziel Hiroshima und jede Menge Points of Interest herausgesucht.
Das vorausgesagte Wetter für Tokio entspricht schon mal ziemlich genau meinen Vorstellungen. Nur am 25.04. kann es etwas mehr Regen geben. Egal, ist ja ein Tach wie jeder andere. 😎


Eigentlich kann gar nix mehr schief gehen. Ich werde demnächt an dieser Stelle berichten, wie's war. Bis dahin.
Sayonara.


Sonntag, 14. April 2019

47| Sitzen am Abgrund...

... ein paar Iren, drei Deutsche, drei Inder und paar Usbeken mit Chinesen.

Wer jetzt einen Witz erwartet, hat sich geschnitten. Ich kann keine Witze erzählen, und außerdem sind wir ja nicht zum Spaß hier.
Dies Wochenende hab ich mich Freitag und Samstag zunächst der Fleischeslust hingegeben.
Freitag war Kollegiums-Grillen, Samstag mal wieder Meat-Brunch im Kempinski.
Und heute waren zwei Kollegen und ich bei bestem Wetter und guter Luft auf einem mit Hin- und Rückfahrt fast 12-stündigen Ausflug in die Tianyun Mountains mehr als 100 km nordöstlich von Peking. Teil der Gruppe waren neben uns eben auch drei Inder, sowie ein paar Iren, Chinesen und Usbeken.
Weil die Inder sich etwas verspäteten, starteten wir erst gegen 7:50. Eine unserer Guides meinte offensichtlich etwas für Stimmung sorgen zu müssen, indem sie einen der verspäteten Inder dazu nötigte im Bus zu singen. Dem war es sichtlich unangenehm, sie ließ jedoch nicht locker. Man einigte sich schließlich darauf, dass die andere unserer Guides sang und der Inder anschließend tanzen musste.
Die arme Sau.
Angekommen in den Tianyun Mountains sahen wir dann am Gipfel auch das Highlight dieser Gegend - eine Aussichtsplattform und eine Hängebrücke mit Glasboden.

 

Leider war die Vegetation in den Bergen noch nicht soweit, sodass alles insgesamt doch sehr braun und grau daher kam. Grau nicht zuletzt auch wegen der betonierten Wege und Zufahrten und der in die Berge gehauenen Treppen. Mit Hiking hat das alles herzlich wenig zu tun. Typisch China.
Den in den Berg gemeißelten Tempel fand ich aber ganz schön.


Die Glasbrücke, wegen der wir letztendlich hier waren, ist fast 200 m lang, etwa 2 m breit und 1149 m über dem Meeresspiegel. Über Grund ist sie aber nicht annähernd so hoch. Reicht aber trotzdem, zumal sie auch etwas hin- und herschwingt.

 


Weiter oben befand sich noch ein weiterer kleiner Tempel mit netter Rundum-Sicht. 


Runter ging's ganz gemütlich mit einer etwas in die Jahre gekommenen Seilbahn.


So schnell ist ein 12-Stunden-Ausflug erzählt. Jetzt trink ich nur noch schnell meinen Wein aus, und dann geht's auch schon wieder ins Bett.


Update von Montag, dem 15.04.2019:
Heute haben wir im Chinesisch-Kurs mal nicht Vokabeln und Grammatik gepaukt, sondern chinesisch gekocht. Ich hatte die Aufgabe übernommen, den nagelneuen Reiskocher auszupacken und zu starten. Nach 35 Minuten habe ich den fertigen Reis der Maschine entnommen.
Auf dem nachfolgenden Bild habe ich durch rote Pfeile die Gerichte gekennzeichnet, an denen ich ebenfalls mitgewirkt habe.

 

Ach Mensch, ich seh grad, man sieht die Pfeile wegen des roten Tisches gar nicht. Naja.


Und für alle, die immer noch enttäuscht sind, dass das am Anfang kein Witz werden sollte, wenigstens am Ende ein Flachwitz, wobei, nein, eigentlich ist es kein Flachwitz: Was ist auf folgendem Bild zu sehen?



Ein 3D-Druck. 😁


Mittwoch, 3. April 2019

46| April, April

Hatte ich beim letzten Mal nicht behauptet: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten."?
April, April.
Denn inzwischen sind nämlich sogar zwei Mauern errichtet worden - an den beiden Zugängen zu meiner kleinen Flaniermeile. Dazwischen wird gewerkelt. Im September soll es eine Wiedereröffnung geben. Ich bin gespannt.


Von meinen aktuellen Problemen mit Geldüberweisungen von Deutschland nach China hatte ich im letzten Post ebenfalls berichtet. Die sind nun gottseidank behoben.
April, April.
Denn es ist noch schlimmer geworden. Das von Deutschland auf mein chinesisches Konto überwiesene Geld ist inzwischen auf mein deutsches Konto zurückgebucht worden. Soweit, so gut. In Deutschland nützt es mir nur nichts. So musste ich für die anstehende Mietzahlung erstmal um einen Vorschuss von meinem Arbeitgeber bitten.

Leider funktioniert nun auch die Überweisungsfunktion meiner Banking-App nicht mehr. Anscheinend ist es eine veraltete Version, und ich kann auf meinem Smartphone kein Update vornehmen, weil das keine App aus dem offiziellen Playstore ist. In Zukunft werde ich also mit dieser App nur noch Kontostände einsehen können, die momentan kleiner und kleiner werden. Um das Konto zu schonen, bin ich wieder dazu übergegangen, Geld von meinem deutschen Konto mit der Kreditkarte am Automaten zu ziehen. Da kommen natürlich immer Gebühren dazu. Das ist keine Lösung auf Dauer.

Eine E-Mail an das Kundenzentrum der Bank in Deutschland bezüglich der Überweisungsprobleme blieb bisher unbeantwortet. Ein Besuch in meiner hiesigen Bank-Filiale am letzten Samstag brachte auch nichts. Bloß gut, dass ich schon ohne Ewartungen dort hin gegangen bin.
Eine der zwei Bankangestellten konnte ein bisschen englisch. Das ist ja schon mehr als ich erwarten konnte. Schildern meines Problems, Vorlegen meiner Bankkarte, meines Passes und diverser anderer Unterlagen führte bei der Bankangestellten zu intensivem Starren auf einen Monitor mit hektischem Tippen auf der Tastatur und ... Ratlosigkeit. Nein, sie erkenne auch nicht, wo das Problem liegt. Daraufhin ging sie zu einem anderen Kunden um sich um dessen Anliegen zu kümmern. Vermutlich mit der Erwartung, ich würde einfach gehen.
April, April.
Denn ich blieb stehen. Irgendwann kam sie dann doch nochmal zurück um mich zu fragen, ob es denn etwas gäbe, wobei sie mir noch helfen könne. Sie konnte. Ich bat sie, mir am Banking-Automaten bei der Überweisung der Miete behilflich zu sein. Zur Erleichterung dieser komplexen Mission hatte ich extra die Quittung von einem der letzten Male dabei. Es klappte. Diese Transaktion sollte mir etwas Luft verschaffen bei der Lösung der Überweisungsprobleme, da die nächste Mietzahlung nun erst wieder in zwei Monaten ansteht.
April, April.
Denn heute sah ich in meiner Banking-App, dass der überwiesene Betrag zurückgebucht wurde. Wie mir eine chinesische Kollegin übersetzte, gab es wohl eine Diskrepanz zwischen Name und Kontonummer des Empfängers. Ja, kann doch mal passieren. Es läuft ja sonst alles völlig reibungslos hier.
Also heute erneut zur Bankfiliale. Dasselbe Spiel von vorne: Eine ein wenig englisch sprechende Bankangestellte steht mir zur Seite und zeigt immer auf die Buttons, die ich zu drücken habe, dann Überprüfung der eingegebenen Daten. Sie geht. Eine andere Mitarbeiterin mit Tablet kommt und schwallt mich auf chinesisch voll. Ich verstehe nichts, sie geht. Ein anderer Bankangestellter schaut mir wortlos über die Schulter und geht. Eine weitere Mitarbeiterin mit ein bisschen Englischkenntnissen kommt und fragt mich, ob ich den Empfänger kenne. Ja, es ist mein Vermieter. Sie geht. Die Dame mit dem Tablet kommt zurück, spricht mich wieder auf chinesisch an. Ich lächle sie kopfnickend an, sie schaltet offensichtlich den Auftrag an ihrem Tablet frei. Und geht.
Alle sind erleichtert, dass die Transaktion geklappt hat. Wir wischen uns die Schweißperlen von der Stirn und liegen uns minutenlang weinend in den Armen, die anderen Kunden applaudieren. Aus der Decke fallen Luftballons und Konfetti. Vor der Tür feuern die Wachleute mehrere Salven in die Luft ab.
April, April.
Denn ich verlasse einfach die Bank mit einer Quittung für's nächste Mal und der quälenden Frage, was wohl in zwei Monaten passieren wird.
Nun heißt es aber erstmal abwarten. Wird das Geld meinen Vermieter überhaupt erreichen?
Mittlerweile vermute ich, dass es leichter ist, im Darknet Plutonium zu kaufen als in China eine Überweisung zu tätigen.
Solche (Alltags-) Probleme kosten unheimlich Nerven und Lebenszeit.
Dagegen war der einwöchige Besuch der Inspektoren in der Anstalt geradezu ein Spaziergang. Ergebnis: Wir sind und bleiben "exzellent".

Und zum Abschluss dieses Posts noch was Leckeres. Die Frau eines Kollegen hatte anlässlich seines Geburtstages vor kurzem zu einer Waffel nach der Arbeit eingeladen.


Köstlich. Nach dieser riesigen Portion brauchte ich kein Abendbrot mehr. Eigentlich wollte ich aufwändig kochen.
April, April.
Denn ich hatte gar nichts mehr zu essen im Haus.


Update von Freitag, dem 05.04.2019:
Die Mietzahlung scheint beim letzten Mal nun erfolgreich gewesen zu sein - zumindest ist bis heute keine Rücküberweisung des Betrages erfolgt. 
Nach fast anderthalbstündiger Sitzung mit unserem IT-Menschen rücken nun auch wieder Überweisungen von Deutschland aus in den Bereich des Möglichen. Eine heute in Auftrag gegebene Probeüberweisung über 50 Euro wird in den nächsten Tagen Gewissheit bringen. Diese Sitzung hat sich ein bisschen angefühlt wie ein Arbeitstreffen zweier Raumfahrt-Ingenieure, die die Software für einen autonomen Roboter geschrieben haben, der auf dem Pluto Gesteinsproben für die Errichtung einer Bankfiliale untersuchen soll. 
Sollte auch diese Mission tatsächlich erfolgreich gewesen sein, muss ich "nur noch" bei meiner hiesigen Bankfiliale mein Konto für das Online-Banking freischalten lassen, überwiesene Euro-Beträge in RMB umwandeln und die Kontodaten meines Vermieters mithilfe eines chinesisch sprechenden Menschen in das System einpflegen. Und schon kann ich online Bankgeschäfte erledigen. Bis alles reibungslos funktioniert, werde ich wahrscheinlich schon wieder in Hamburg wohnen. Mal schauen, was das Leben hier noch so für China-Böller bereit hält. 
Heute hält es erstmal Luftwerte von über 600 bereit. Aber diesmal nicht der böse Feinstaub, sondern der Gute, der etwas gröbere, der nicht sofort in die Bronchien und die Blutbahn übergeht - Sandstaub aus der Wüste Gobi.


Ich wusste gar nicht, dass "Staub" anscheinend auch eine Wetterlage ist.


Update von Samstag, dem 06.04.2019:
Ich bin vorsichtig optimistisch, dass ich nun wieder uneingeschränkt am internationalen Finanzverkehr teilnehmen kann. Die Probeüberweisung von 50 Euro ist tatsächlich auf meinem chinesischen Konto gelandet, und mir war es soeben möglich, sie auch in RMB umzuwandeln.
Verrückt, was technisch heute alles möglich ist.
Ich bin zuversichtlich, dass die Mietüberweisungen in Zukunft auch online machbar sind.
Bis es die nächsten undurchsichtigen Veränderungen im Zahlungsverkehr gibt...
Heute waren wir vom Chinesisch-Unterricht aus auf einem Markt um unsere Sprach-Kenntnisse in freier Wildbahn anzuwenden. Da ich ohnehin nichts kaufen wollte, brauchte ich auch nicht sprechen. Hatte sowieso vergessen Vokabeln zu lernen.

 

Danach sind wir mittags chinesisch essen gegangen. Anschließend in kleinerer Runde noch in ein italienisches Cafe auf ein Käffchen und ein paar süße Schmackofatze.
Morgen bin ich zum Grillen eingeladen. Ich hoffe, es gibt keine gesüßte Wurst, wie es in China durchaus üblich ist.
Und dann sind's auch nur noch zwei Wochen bis zum Japan-Urlaub.

 

Diese Bilder - aufgenommen heute in meinem compound - widme ich allen Liebhaberinnen von Grün- und Blühpflanzen, sowie allen Leserinnen, die meinen Kleingärtner-Blog nun bereits weit über 2000 Mal aufgerufen haben.
Und für die Liebhaber von Oberklasse-Limousinen unter den geneigten Lesern meines kleinen Automobil-Magazins habe ich hier noch ein ganz besonderes Schmankerl, fotografiert von Kollegen auf Pekings Straßen.


Finde die Fehler.