Freitag, 27. Dezember 2019

74| Taipei City

Hauptstadt von Taiwan bzw. offiziell ROC - Republic of China.
Seit tausenden Jahren ist die Insel bevölkert. Portugiesische Seefahrer nannten sie Isla Formosa: "Schöne Insel". Lange Zeit stand sie unter japanischer Herrschaft. Die Republik China, 1912 gegründet, ging 1949 nach einer Niederlage im Bürgerkrieg gegen Maos Kommunisten unter. Jedoch nicht vollständig. Kuomintang-Anhänger unter ihrem Anführer Chiang Kai-shek zogen sich auf die Insel zurück. Heute ist Taiwan ein wirtschaftlich erfolgreicher, demokratischer Staat, der außenpolitisch allerdings weitestgehend isoliert ist. Die Volksrepublik China erkennt ihn bis heute nicht an und besteht auf ihre "Ein-China-Politik". Der Taiwan-Konflikt - eine verzwickte Angelegenheit.
Ich werde ihn in den nächsten Tagen wohl nicht lösen können, zumal ich für meinen Aufenthalt schon jede Menge anderer Pläne habe.
In ziemlich genau 4 Stunden sitze ich im Flieger, nach 3 Stunden 20 Minuten Flug bin ich auf der Insel. Und gestern soll das Traumschiff zum ersten Mal mit seinem neuem Kapitän Florian Silbereisen in See gestochen sein. Uschi Glas war auch mit von der Partie. Doch das nur am Rande.

Gelandet mit ein paar Minuten Verspätung um 15:55 Uhr, habe ich nun um 19:00 Uhr mein Zimmer für die nächsten 6 Nächte in Beschlag genommen.


Der Ausblick kann sich schon mal sehen lassen. Und vielleicht nehm ich die Tage noch ein Bad.


Aber jetzt brauch ich was zu essen. Eins probier ich sicher nicht, obwohl oder gerade weil es wirklich an jeder Ecke danach müffelt: stinky tofu.

Samstag, 28.12.2019
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ganz ausführlich das Hightech-Klo auf meinem Zimmer erklären, aber dazu brauch ich zwingend erstmal einen Workshop um alle Funktionalitäten dieses Apparats kennenzulernen und anwenden zu können. Egal, er macht allemal, was er vornehmlich soll.
Stattdessen habe ich heute Taipei von West nach Ost erkundet. Ich bin herumgeschlendert, mit der Metro gefahren, gewandert (also Treppen gestiegen). Ich habe das alte Taipei ein wenig kennengelernt, und das Moderne, und ich habe etwas Natur erlebt. Der Reihe nach:
Erstes Ziel war der 1738 erbaute Longshan-Tempel, der nicht nur eine religiöse Stätte, sondern auch ein sozialer Treffpunkt der Bewohner des Viertels ist.


Weiter ging es vorbei am Präsidentenpalast...


...und durch den 2/28 Peace Memorial Park...


...zur Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle, die zum Gedenken an den langjährigen Präsidenten der Republik China errichtet wurde. Umgeben ist sie von einem Park, in dem sich auch das Nationaltheater und die Nationale Konzerthalle befinden.


Mein nächstes Ziel war der 183 m hohe Elephant Mountain, der bei schönem Wetter gute Aussichten auf Taipei bietet.


Der Blick in die andere Richtung ist so schlecht aber auch nicht.


Endpunkt meiner heutigen Tour war dann der Taipei 101, der mit 508 m Höhe bis Anfang 2007 der höchste, mittlerweile zehnthöchster Wolkenkratzer der Welt ist. 


Im 33. Stock befindet sich die deutsche Auslandsvertretung, die aber aufgrund der oben kurz angerissenen außenpolitischen Situation nicht Deutsche Botschaft, sondern Deutsches Institut genannt wird. Zwischen dem 88. und dem 92. Stockwerk hängt eine 660 Tonnen schwere vergoldete, aus mehreren Scheiben zusammengesetzte Stahlkugel mit einem Durchmesser von 5 m, die als Schwingungstilger dient, liegt Taipei schließlich in einer windigen und außerdem Erdbebenregion. Vielleicht guck ich mir die auch nochmal an. Bietet sich jedenfalls an, denn die Wettervorhersage für die nächsten Tage kennt nur noch eine Wetterlage: Regen.
Abends war ich noch auf dem Shilin-Nachtmarkt. Einer von mehreren in Taipei, aber der Größte oder Bekannteste oder was auch immer.


Huch, da ist wohl was schief gegangen. 😏
So, bin wieder in der Spur. 
Ich dachte nun, am Samstagabend sitzen alle gemütlich zuhause und gucken die neue Traumschiff-Folge mit Florian Silbereisen. Aber denkste. Alle waren auf dem Nachtmarkt. Manchmal ging es nur zentimeterweise vorwärts.


Ein unglaubliches Erlebnis. Ein Trubel, ein Rummel, ein Lärm. Hunderte Verkaufsstände, noch mehr Essensstände. An jeder Ecke ein anderer Duft, immer wieder unterbrochen vom eindringlichen Geruch des stinky tofu.


Und zwischendrin der Shilin Cixian Tempel.


Sonntag, 29.12.
Wo die Wettervorhersage Recht hat, hat sie Recht. Es regnet. Ununterbrochen.
Gut, dass ich zu meinem heutigen Ziel ohnehin erstmal'ne halbe Stunde mit der Metro unterwegs bin. Der Beitou Hot Spring Park liegt im Norden der Stadt, nicht unweit des Yangmingshan-Nationalparks, wo ich eigentlich auch noch hin will.
Immer entlang des dampfenden Beitou Baches,


vorbei am Hot Spring Museum, einem alten Badehaus aus japanischer Zeit,


erreicht man am Ende des Parks schließlich das Thermal Valley, die Quelle des bis zu 90 °C heißen schwefelhaltigen Wassers.


Am späten Nachmittag bin ich nochmal die knapp 3 Kilometer von meinem Hotel zum Taipei 101 gegangen, bin dabei an der Sun-Yat-sen-Gedächtnishalle vorbeigekommen, habe schon mal gesehen, wo am Dienstag die große Silvester-Sause stattfinden soll und den Taipei 101 bei abendlicher Beleuchtung bestaunt.


Naja, und wie es mit hohen Gebäuden halt so ist, man möchte auch mal runter gucken.


Nach einer Weile zog es jedoch immer mehr zu, sodass bald außer Wolken nicht mehr viel zu sehen war.


Mal abgesehen davon, dass es auch toll anzusehen ist, langsam in den Wolken zu verschwinden, war ich ja in erster Linie wegen ihr hier oben:


Großartig. Ich weiß nicht, ob jeder, der meinen Blog liest, das nachvollziehen kann, aber ich fand's total beeindruckend.
Und morgen kauf ich mir'ne Packung Ferrero Rocher.

Montag, 30.12.
Nein sowas, es regnet.
Also habe ich meine Pläne für den heutigen Tag ein wenig geändert, wobei, einen richtigen Plan hatte ich ohnehin noch gar nicht. Als Ziel habe ich mir dann den Yehliu Geopark an der Küste östlich von Taipei ausgesucht - und es wurde der große Tag des ÖPNV. Streng genommen ist er es immer noch, denn ich sitze in diesem Moment (18:30 Uhr) bereits seit'ner Stunde im Linienbus 1815, der mich (hoffentlich noch heute) zur Taipei Main Station bringen soll.
Angefangen hat der Ausflug heute Vormittag mit einer knapp einstündigen Metro-Fahrt. Die anschließende anderthalbstündige Wartezeit auf den Northern Coast Shuttle Bus habe ich mit kurzen Abstechern an die Uferpromenade des Tamsui Flusses und zum Mangrove Nature Reserve gefüllt.


Um 13:00 Uhr startete der Bus zu seiner ein und dreiviertel Stunde langen Fahrt - wie sein Name schon verrät - zumindest zu Teilen an der Nordküste Taiwans entlang. Die Strecke hatte durchaus schöne Abschnitte, aber an Fotos war kaum zu denken bei den verregneten Scheiben und der abenteuerlichen Fahrweise.


Endlich da. Wie ich wieder zurück komme, steht zu diesem Zeitpunkt noch in den Sternen.
Der Yehliu Geopark befindet sich auf einer Halbinsel, die 1,7 km ins Meer ragt. Zu bestaunen sind hier beeindruckende und teils skurrile Gesteinsformationen, die allesamt durch Erosion entstanden sind.


Die letzten Bilder lassen sicher erahnen - es regnete immer noch. Irgendwann macht's dann auch keinen Spaß mehr. Ich holte mir im Visitor Center die Info ein, wie ich aus dieser Einöde wieder wegkomme. Man erklärte mir den Weg zur Bushaltestelle und welchen Bus ich zu nehmen habe - den 1815-er.


Tja, und in dem sitz ich - mit nassen Schuhen und nassen Füßen - nun schon seit 2 Stunden. Ich seh aber in meiner Offline-Karte, dass er nicht all zu weit an meinem Hotel vorbei fährt. Vielleicht kann ich da irgendwo aussteigen. Ganz leise höre ich schon die Badewanne rufen.

Eilmeldung: Die Bierdose lässt sich zwar nicht auf dem Badewannenrand abstellen, passt dafür aber perfekt auf's Fensterbrett. Ganbei. 

Dienstag, 31.12.
Es regnet nicht, es nieselt. Und zum Abend hin soll es ganz aufhören. Heute lass ich's mal ruhig angehen. 
Erst ein bisschen bummeln in Ximending, einer Fußgängerzone mit Geschäften, Restaurants, Bars, Tätowierstudios. Da viele Geschäfte erst halb oder um 12 aufmachen, war ziemlich wenig Betrieb.


Anschließend Spaziergang im Daan Park, sozusagen dem Central Park von Taipei. Ein schöner Ort um mal Stress und Hektik der Großstadt hinter sich zu lassen.


Und dann bin ich auch bald schon auf dem Sprung, wie dieses Grauhörnchen im Daan Park, ...


... zum Taipei 101, wo die New Years Eve Party steigen soll.

In gut zwei Stunden beginnt hier das neue Jahr. Trommelwirbel.


Die Jungs und Mädels waren unfassbar gut. Hat - auch wenn einem fast die Ohren weggeflogen sind - wahnsinnig Laune gemacht ihnen zuzuhören und zuzuschauen.
Und jetzt, 5, 4, 3, 2, 1 ... Happy New Year 2020!!


Mittwoch, 01.01.2020
Noch etwas müde starte ich in das neue Jahr mit einem entspannten Spaziergang am Keelung River entlang. 


Aus den tief hängenden Wolken fällt seit Tagen endlich mal kein Regen. Am späten Nachmittag will ich eigentlich noch mit der Seilbahn hoch nach Maokong, einstmals größtes Teeanbaugebiet von Taipei. Ich bin allerdings noch unschlüssig, ob das bei der Bewölkung wirklich Sinn macht. 
Jetzt um 20:30 Uhr kann ich sagen, es hat sowas von Sinn gemacht. Ich wäre bekloppt gewesen, wenn ich mich zu dieser Tour nicht mehr aufgerafft hätte. Und nicht nur, weil sich exakt zu meinem Start um 15:50 Uhr erste Lücken in der Wolkendecke auftaten. Ich entschied mich, mit der Seilbahn nicht bis ganz nach oben zu fahren, sondern 35 Höhenmeter drunter beim Zhinan Tempel auszusteigen. Allein die Fahrt mit der Seilbahn in den Sonnenuntergang war schon ein Erlebnis.


Aber was mich am Ziel erwartete, hat mich überwältigt. Die Tempelanlage am Berghang ist unfassbar schön und verströmt eine so friedliche Atmosphäre. Überall liegt der Duft von Räucherstäbchen in der Luft. 


Und der Ausblick - atemberaubend.


Ein fantastischer Abschluss meiner Reise. Morgen um diese Zeit werde ich schon wieder in Peking sein.
Taipei ist für mich eine Mischung aus Hongkong und Seoul mit einer Prise Tokio. Eine tolle Stadt. Und auf jeden Fall eine Reise wert. 
Ach, und für die nächsten Tage ist hier wieder Sonnenschein bei bis zu 26 Grad vorhergesagt. In Peking sind's um die - 8 Grad.