Samstag, 24. Februar 2024

92| Meine Stadt, mein Bezirk, mein Viertel, meine Gegend, meine Straße, mein Zuhause, mein Block

Amsterdam 7x, Dubai 3x, New York 2x. Ich entdecke gern neue Orte, doch genauso liebe ich es, zwei- oder drei- oder siebenmal Orte zu besuchen, die mich gecatcht haben. Das hat irgendwie immer etwas von nach Hause kommen.

Meine nächste Reise ist nicht weniger als der Inbegriff des Nachhausekommens.

Serviervorschlag

北京 - diesmal nicht Leben und Arbeiten, sondern einfach nur Sein. Ich muss nicht unbedingt auf die Chinesische Mauer und nicht in die Verbotene Stadt, ich muss erst recht keine betreute Mietzahlung am Überweisungsautomaten tätigen, und ich muss auch nicht mit einem großen Stapel Dokumente in der örtlichen Polizei-Butze vorsprechen. Ich will um meinen compound schleichen, im Wagas'n Americano trinken, in meinem Carrefour auf Megafon-Jagd gehen, auf ein Törtchen in das italienische Café nahe der Deutschen Botschaft einkehren, in meiner Haus-und-Hof-Mall nach dem Rechten sehen, mir bei den Sicherheitskontrollen in der U-Bahn mit dem Hand-Detektor frische Luft zufächern lassen, unterwegs von Auto- und E-Scooter-Fahrern angehupt und Radfahrern angeklingelt werden. Ganz sicher wird mir noch so viel mehr einfallen, wenn ich erstmal vor Ort bin. 

Seit 01.12.23 bis vorerst 30.11.24 können deutsche Staatsangehörige unter bestimmten Bedingungen ohne Visum nach China einreisen. Ich erfülle diese Bedingungen ... hoffentlich. Hotel und Flüge sind gebucht. Meine U-Bahn-Card von damals habe ich noch. Für den geplanten Aufenthalt werde ich mir wieder ein VPN besorgen und wechat-pay mit einer deutschen Kreditkarte verknüpfen müssen. Offline-Karten, die U-Bahn- und eine Translator-App sind bereits installiert, und zwei Verabredungen hab ich auch schon. 

Die Reise rückt näher, und - wie sollte es anders sein - die Vorbereitungen gestalten sich ein wenig holprig. Ziel ist eben nicht Vanuatu, sondern die Volksrepublik, und da ist es mit'nem Wechselschlüpper und'ner Zahnbürste allein noch nicht getan. Auch nach mehreren Anläufen hat die Verknüpfung meiner Kreditkarte mit wechat-pay nicht geklappt. Zum Glück kenne ich jemanden, der jemanden kennt. Und so sind trotzdem ein paar RMB in meine digitale Brieftasche geflattert. Sicherheitshalber habe ich noch Alipay eingerichtet, was sogar ziemlich reibungslos funktionierte. Um aber die Zahlungscodes für Zahlungen vor Ort überhaupt verwenden zu können, ist zumindest beim ersten Mal eine Internetverbindung erforderlich, danach soll es wohl auch ohne gehen. Derjenige, den einer kennt, den ich kenne, kennt jemanden in China, der hat das ausprobiert: "...it didn't work properly when offline, it's better just be cautious to use this function". Daten-Roaming ist keine Alternative: 1,20 € für 100 KB.

Und schon geht's los. Die Spannung steigt.

Goedemiddag uit Amsterdam. Proost! Op uw gezondheid! 

Ni hao aus Beijing. 08:55 Uhr pünktliche Landung. 

09:55 Uhr sitze ich bereits im Capital-Airport-Express Richtung Downtown mit frisch aufgeladener U-Bahn-Card und einer ersten geglückten wechat-pay-Transaktion. Eine weitere Stunde später checke ich schon im Hotel ein, und nochmal eine Stunde später ist auch das Zimmer bereitet. Zwar 50 qm groß, aber hier und da schon ein bisschen abgewohnt und ein scheiß Ausblick auf die East 2nd Ring Road.

Die Lage ist aber ganz ok, immerhin fußläufig zur Transfer-Station der Subway-Linien 1 und 2. Doch nun erstmal'n Stündchen Augenurlaub. In Deutschland ist es gerade 06:00 Uhr.

Ja ist denn schon wieder Volkskongress? Jedenfalls ist die erfolgreiche Einwahl ins VPN eher ein Fünfer mit Zusatzzahl und wird die ganze Woche auch nicht besser werden. 

An jeder Ecke, in jeder Unterführung, auf jeder Brücke, an jedem Pudding zudem Uniformierte hinter Absperrband. Der Tian'anmen-Platz weiträumig abgeriegelt, wie ich nachmittags feststellen musste. Hmm, vielleicht hab ich manches in den vergangenen fast vier Jahren auch nur verdrängt. Rotzende und rempelnde Chinesen. Und die Luft. Mit einem AQI (air quality index) um 145 heute zwar fast Luftkurortqualität für Peking, aber es fühlt sich seit dem ersten Atemzug genauso an wie damals. Ein nicht zu beschreibender Geruch bzw. eine sonderbare Schwere in der Luft. Nur zum Vergleich, in Hamburg liegt der AQI in der Regel unter 40. Naja, nachmittags mache ich mich jedenfalls zu Fuß auf zum Galaxy Soho, weiter über den Ritan Park zum CBD (Central Business District, nicht Cannabidiol), dort auf'n lecker Cheesecake in einen Starbucks, mit der U-Bahn im Anschluss zum NCPA.


Da der Tian'anmen Platz - wie erwähnt - weiträmig abgeriegelt und kein Durchkommen möglich war, musste ich'n riesigen Umweg teilweise über die Qianmen Street in Kauf nehmen. Mit der Bahn weiter zur Wangfujing Street, dort nur einmal kurz rauf und runter, zu McDonalds rein und von dort letztendlich zu Fuß ins Hotel, wo ich nur noch wie ein Stein ins Bett gefallen bin.
Am nächsten Morgen bin ich so gegen 8 relativ fit aus dem Bett gesprungen um das Frühstück zu zelebrieren. Vielfältiges, hauptsächlich asiatisches Buffet mit Live Cooking Stationen, aber das im Keller gelegene Restaurant extrem kalt, mega laut und etwa so anheimelnd wie das Kulturhaus Halberstadt in den späten Achtzigern. 


Gut gestärkt ging's 11:15 Uhr mit der Subway in Richtung Fragrant Hills los. Um 12:00 Uhr fand ich mich jedoch an der Umstiegshaltestelle Bagou in einer riesigen Menschenschlange wieder, die mich 45 Minuten Lebenszeit kostete. Die weitere halbe Stunde Bahnfahrt war entsprechend kuschelig. Im Fragrant Hills Park verlief es sich dann ein wenig, also relativ. Highlights des Parks zweifellos die Natur und der buddhistische Fragrant Hills Temple.


Von dort aus entschied ich mich für den direkten Aufstieg auf den 557 m hohen Xianglu Feng, heißt unendlich viele Stufen steigen. Wandern auf chinesisch.


Dass mich auf dem Gipfel weder meditative Ruhe noch ein atemberaubender Ausblick erwarten würden, war mir aufgrund der Menschenmassen und der über der Stadt hängenden Dunstglocke klar. Der Weg war das Ziel.


Unter den Puscheln des Lampions stelle man sich in der Ferne die Skyline Pekings vor. Für den Rückweg fiel meine Entscheidung auf die zwar deutlich längere, aber - wie sich herausstellte - entspanntere und ruhigere Südroute, die ich ohnehin noch nicht kannte, zum Teil echt schöne Panorama-Ausblicke bot und mir zudem den Spitznamen "America Boy" einbrachte. Ein leicht angepummeltes chinesisches Mädchen rief es immer wieder, selbst, als sie mit ihren Eltern schon längst außer Sichtweite war. 


16:45 Uhr stand America Boy dann in der teilweise brechend vollen Bahn nach Hause, also im wahrsten Sinne des Wortes: nämlich nach Sanyuanqiao, mein im Nordosten der Stadt, an der Subway-Linie 10 gelegenes Zuhause für zwei Jahre. Und ich hatte echt Gänsehaut, als ich nach knapp vier Jahren erstmals wieder in die Station einfuhr.


Ein direkter Zugang von der U-Bahn-Station führte mich in meine Haus-und-Hof-Mall, wo ich mir im dortigen Foodcourt eine große Portion Suppe schmecken ließ.


Auf gut deutsch würde man sagen: build your own soup. 


Man suche sich die Zutaten und deren Menge selber aus, entscheide dann, in welche Grundbrühe sozusagen die Zutaten reinkommen und nach ein paar Minuten steht die Suppe dampfend auf dem Tisch. Obige Portion hat mega satt gemacht und dabei umgerechnet knapp über 4 Euro gekostet. Anschließend bin ich erst ein bisschen durch die Mall gebummelt, habe mich gefreut, dass es meinen "Tous les Jours" noch gibt, bin dann durch meine kleine Flaniermeile geschlendert, habe mich wieder gefreut, dass es mein "Cheers" und meinen "7Eleven" noch gibt, bin danach um meinen compound geschlichen, habe mich abermals gefreut, dass mein Haus noch steht, und habe mich auf dem Weg zurück zur U-Bahn-Station umso mehr gefreut, dass es auch mein "Wagas" noch gibt. Alles nicht selbstverständlich in China. Verschwindet Altes und entsteht Neues hier in rasendem Tempo. Was heute noch ein Szechuan-Restaurant, ist morgen schon ein Friseur-Salon. 


Spätestens jetzt wird wohl klar, dass dies keine in erster Linie touristische Reise ist, und niemand, der nicht auch schon mal hier gewesen ist, meine Erinnerungen wird teilen und mich auf dieser Reise, ohne schlechte Laune zu bekommen, hätte begleiten können: "Guck, hier hab ich Brötchen auf chinesisch gekauft. Ach, und guck, hier bin ich mit'm Knie gegengeballert, als meine Lieblings-Mopedbiene mit ihrem E-Scooter und mir hinten drauf die Kurve zu eng nahm. Und da drüben...". "Halt doch mal dein Maul!"
Am nächsten Tag, nach nicht ganz so erholsamer Nacht, zog es mich bei zunächst 21°C, die im Laufe des Tages zu 26°C werden sollten, und einem AQI um die 160 in die historische Stadtmitte. Beginnend am Xihai Lake führte mich mein Spaziergang vorbei am Houhai Lake zum Qianhai Lake.


Nächstes Ziel war der wunderschöne Beihai Park, in dem man entspannt den gleichnamigen See umrunden kann.


Im Gegensatz zu sonst waren heute Unmengen an Frauen, Kindern und Männern in Trachten unterwegs um sich vor beeindruckender Kulisse geduldig ablichten zu lassen.


Und mein Spaziergang ging weiter zum Jingshan Park (Kohlehügel). Von hier aus hat man einen guten Rundumblick über Peking, vor allem aber eine großartige Aussicht auf die Verbotene Stadt.


Die letzte Etappe, eigentlich auf der Suche nach einem Café, führte mich östlich vorbei an der Verbotenen Stadt. 


Und alsbald stand ich, um die nächstgelegene Subway-Station zu erreichen, inmitten einer Schlange Wartender an den Sicherheitskontrollen vor dem Tian'anmen-Platz. Und da war es wieder, mein Erstaunen und mein Unmut darüber, wie sich manche Chinesen mit einer maximalen Selbstverständlichkeit in einer solchen Schlange weiter nach vorne durchkämpfen, so als würde man selbst völlig grundlos in dieser Schlange stehen, einfach nur um Zeit totzuschlagen. Naja, irgendwann war ich dann doch an der Reihe, hatte als erfahrener Peking-Kenner natürlich meinen Pass dabei, und konnte passieren, nachdem ich einige Fragen eines herangewunkenen englischsprechenden Wachmanns zu meinem Ziel beantwortet hatte. Gegen 17 Uhr erreichte ich mein Hotel um mich bereits 17:45 Uhr wieder auf den Weg zum Olympic Park zu machen. Hauptziel war ein Restaurant, das ich von mehreren Besuchen schon kannte. Erstmal'n großes kaltes Bier. Mitten in meiner weiteren Bestellung: "Wo yao zhege...zhege...zhege." gab man mir immer wieder, auch mithilfe einer Übersetzungs-App: "It's ok.", zu verstehen, nu reicht's. Und Recht hatten sie, hab ich wohl doch die Portionsgrößen etwas kleiner in Erinnerung gehabt, aber genauso lecker. Zufrieden und pappsatt durfte anschließend das Schlendern über den Boulevard bei angenehmen 20°C nicht fehlen. Hier kann man tanzende, singende, Dinge durch die Luft wirbelnde und talentfreie Laienkünstler beobachten.


Doch nicht zuletzt ist auch das abendlich erleuchtete Nationalstadion für mich immer wieder ein Foto wert.


22:45 Uhr erreichte ich schließlich wieder das Hotel. 
Der nächste Tag startete um 11:00 Uhr bei 24°C mit einem kurzen Ausflug zum Leeza Soho, einem noch sehr neuen Bürohochhaus im Lize Financial Business District im südwestlichen Peking. Aufmerksam geworden bin ich durch Fotos eines ehemaligen Kollegen auf das über 200 m hohe Gebäude, das neben dem Galaxy Soho und dem Wangjing Soho aus der Feder von Zaha Hadid Architects stammt.


Modern? Ja. Aber dafür über'ne halbe Stunde Fahrt mit der U-Bahn? Ja. Wie so oft zählen die inneren Werte. Denn erst im Innern erkennt man, dass es eigentlich zwei Gebäude sind, die sich zudem verdrehen und so ein 194 m hohes Atrium entstehen lassen. Übrigens das Höchste der Welt.


Also ich find's einfach nur spektakulär.


So, nu aber flott zurück ins Hotel, nochmal bisschen Duft auftun, und los geht's zur ersten Verabredung um 14:30 Uhr im "Baker & Spice", einer Bäckerei in der Liangmaqiao Lu, nicht unweit meiner ehemaligen Arbeitsstätte. Americano, Lemon Cheesecake und ganz viel Quatschen. 17:30 Uhr zweite Verabredung zum Essen und Quatschen in Sanlitun und paar Bierchen. Danach noch bisschen Bummeln und Erinnern. Hier wäre wieder jede Reisebegleitung genervt gewesen: "Guck, das ist die D-Lounge. Ich hab aber aus Gründen keine belastbaren Erinnerungen mehr an die Bar.".


Und wie eigentlich jeden vorangegangenen Tag startete auch heute mein Tagesprogramm nach ausgiebigem Frühstück gegen 11:00 Uhr. Die Temperaturen pendelten sich so bei 20°C bis 21°C ein, die Luftwerte bei 85. Perfekt. Heutiges Ziel: die neue Beijing Library und das neue Beijing Art Center weit im Osten der Stadt am Grand Canal. Interessante Architektur zwar, aber da die Gebäude und die Umgebung noch weitestgehend Baustelle waren, hätte ich mir diesen Tagesordnungspunkt schenken können.


Auf dem Rückweg zur U-Bahn bot sich mir zumindest noch die Möglichkeit ein paar hundert Meter am Grand Canal entlang zu gehen, wenn auch an einem weniger schönen Abschnitt.


Die Subway-Station entpuppte sich regelrecht als Park & Ride-Station für E-Scooter. Ganz gut zu erkennen die individuellen Moped-Joppen. Weiß gar nicht, wie ich das nennen soll. Sieht oft aus, wie aus dicker Kinderbettwäsche genähte Handschuhe und Umhänge, die vorn am Moped und am Lenker festgetüdert sind und den Fahrer vor der Kälte schützen sollen.


Und dann ging's erstmal in mein Wagas zum Mittag. Wie oft hab ich hier gesessen zum Frühstück, zum Mittag, am Nachmittag?


Und wenn ich schon da bin, gleich nochmal schnell einen Blick auf meinen compound werfen (im Mittleren der drei Hochhäuser befand sich meine Bude in der 29. Etage) und zu Fuß weiter zur knapp 2 Kilometer entfernten Taiyanggong-Mall, die ich vor allem wegen der Obst- und Gemüseabteilung ihres Supermarktes und des McCafé häufiger ansteuerte.


Nachmittags gegen 16:30 Uhr überkam mich ein unbändiger Appetit auf Torte und guten Kaffee. Schön, dass es das "Da Giuliano" nicht unweit der Deutschen Botschaft gibt.


Bester Laune spazierte ich weiter zum Liangma River, den ich in meiner Anfangszeit 2018 noch kurz als doch eher unscheinbares Rinnsal kennengelernt habe. Recht bald verschwand er trockengelegt hinter Sichtschutzwänden um neu gestaltet zu werden. Das Ergebnis wollte ich heute begutachten.


Ich bin begeistert. Die Lage am Wasser war es, die mir in Peking oft gefehlt hat. Meeresluft macht hungrig, Liangma-River-Luft offensichtlich auch. Das "Baker & Spice" befindet sich zufällig ganz in der Nähe.


Nach diesem köstlichen Salat zog's mich natürlich nochmal an's Wasser.


Abends wollte ich den Tag mit dem Welcome-Drink des Hotels ausklingen lassen. Normalerweise gibt's ein Bier oder ein Glas Wein oder wie in Bangkok auch mal einen Gin Tonic. Hier konnte ich zwischen Kaffee oder Softdrink wählen. Wie großzügig.


Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Arbeit. Also nicht für mich, aber für meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, denen ich heute einen Besuch abstattete. Und ich hatte erneut Gänsehaut, als ich die nicht mal 400 m vom Ausgang der U-Bahn-Station bis zum Eingang meiner alten Wirkungsstätte entlang ging. 


Der Tag war insofern ganz gut gewählt, war es doch heute mit 13°C etwas schattig. Auf Arbeit ist es klimatisiert, und ich bekomme guten Kaffee und ein Mittag, heute leider ohne Oreo-Pudding. Und es gibt soviel zu bequatschen. Einen neuen Vertrag bekam ich allerdings - so wie ich es kurz vor Antritt der Reise geträumt hatte - nicht zugeschoben. Nach gut vier Stunden die Leute von der Arbeit abhalten bin ich nochmal kurz zurück ins Hotel um aber recht bald wieder aufzubrechen. Es war gerade soviel Zeit um einen Abstecher in den Tuanjiehu Park zu machen, einen der ersten Parks, die ich damals besucht hatte.


Und nach einer kurzen Runde ging's schon weiter zu einer Verabredung zum Essen in einem Dumpling-Restaurant, in dem wir damals häufiger waren. 


Eher schrummelig, und auf Klo für's große Geschäft will ich dort auch nicht müssen, aber das Essen top. Gut gesättigt ging's noch auf'n Absacker an den Liangma River. Aber es war schon echt kalt.


Und denn zieht auch noch einer die Vorhänge auf.


23:00 Uhr endete ein Tag voller schöner Begegnungen wieder auf dem Hotelzimmer.
Der letzte volle Tag begann in aller Herrgottsfrühe um 10:30 Uhr mit einem Ausflug zum Konfuziustempel. Das Thermometer zeigte gerade einmal 9°C an, der AQI lag bei 136, und es nieselte mehr oder weniger den ganzen Tag. Der Konfuziustempel war eine der ersten Tempelanlagen, die ich damals besichtigt habe, und durfte deshalb auf meiner Agenda auch nicht fehlen.


Im Anschluss ließ ich mich einfach durch die benachbarten Hutongs treiben, sowohl eher ursprüngliche als auch sanierte und touristisch aufgepeppte, und legte in der Nähe des Trommelturms eine Pause zum bisschen Durchtrocknen und Aufwärmen bei Starbucks ein.


Nach einem kurzen Besuch im Tempel des Feuergottes am Qianhai Lake ging's erstmal zurück zum Hotel. Mittlerweile regnete es nicht mehr, der AQI stieg derweil auf 150.


Als ich nachmittags gegen 16:30 Uhr zum wiederholten Male nach Sanjuanqiao aufbrach, kam sogar die Sonne zum Vorschein, der AQI lag nun schon bei 160.
Mein damaliger compound hat drei verschlossene Zugangstore, zwei davon sind rund um die Uhr bewacht, das Dritte nicht. Da habe ich einfach abgepasst, bis jemand hineingeht. Und schon war ich drin in meiner parkähnlichen Wohnanlage. Ich bin'n Fuchs.


Eine kurze Pause an meinem Lieblingsplatz durfte natürlich nicht fehlen, diesmal hingegen ohne billige chinesische Zigaretten und leider auch ohne eiskaltes Asahi-Bier.


Und nun zog's mich zu meinem Carrefour, nicht nur um Megafone versteckt im Pak Choi zu entdecken, sondern auch um zwei, drei Kleinigkeiten zu kaufen. Doch, oh Schreck, es gibt ihn nicht mehr. Wie schade.


Auf dem Rückweg traute ich mich zumindest, schnell ein heimliches Foto zweier "Aufpasser" am Fuße einer Fußgängerbrücke zu machen.


Nun fix nochmal in den Supermarkt der Taiyanggong-Mall, zurück in meine Haus-und-Hof-Mall auf eine große Schüssel Suppe, dann mit der Bahn zum CBD, eigentlich mit der Idee mal eben zu "The Place" zu schlendern, aber das Großstadt-Flair im Central Business District mit seinen strahlenden Hochhausfassaden hat mich zu sehr in seinen Bann gezogen. Mit den ersten Schritten durch das Häusermeer fing es wieder ein bisschen an zu regnen, die abendliche Temperatur lag bei 10°C und der AQI bei 170.


Heut geht's mal rechtzeitig ins Bett, kräht der Hahn morgen früh doch schon um 06:00 Uhr. 06:30 Uhr Speed-Frühstück, Checkout, 07:15 Uhr bei 8°C und AQI 180 zum Flughafen. Pünktlicher Start um 10:55 Uhr. Am Anfang dieses Posts schrieb ich ja, ich muss nicht unbedingt auf die Chinesische Mauer. Drüberfliegen nehm ich zum Abschluss aber noch mit.


Nach mehr als 12 Stunden Flug betrete ich in Amsterdam Schiphol wieder europäischen Boden. Uhrenvergleich. Es ist exakt 17:32 Uhr, nein, 17:33 Uhr.


Mir war von vornherein klar, dass ich in einer Woche keinesfalls Erfahrungen und Erlebnisse zweier Jahre auffrischen kann. Gern hätte ich noch die Stadt mit dem Leihfahrrad erkundet, das ist leider im Offline-Modus und ohne die entsprechende App nicht möglich. Auch dem Alten Sommerpalast, dem Himmelstempel oder dem 798 Art District hätte ich gern nochmal einen Besuch abgestattet.
Trotzdem ist es mir gelungen, eine gute Mischung aus touristischen Aktivitäten, wunderbaren Begegnungen und vielen persönlichen Erinnerungen hinzukriegen. Und das war mein Ziel. 
Mit Peking wird mich immer eine Hassliebe verbinden. Irgendwann werde ich wieder nach Hause kommen.