Samstag, 19. November 2022

87| Malteserkreuz, Herr Strack?

 „Mittelmeer“ – so das grobe Ziel meiner Reiseplanungen für Mitte Oktober. Eigentlich sah ich mich schon in einer All-Inclusive-Hotelanlage mit Gin & Tonic aus der Bar-Schublade irgendwo an der türkischen Riviera. Letztendlich bin ich mit Übernachtung und Frühstück auf Malta gelandet. Was ich bei der Buchung übersehen hatte, es gab nur full english breakfast im Hotel. Ein bisschen fad und eintönig. Und man konnte sich nicht mal mit einem Blick aus dem Fenster vom tristen Einerlei auf dem Teller ablenken, war das Frühstücksrestaurant - im Untergeschoss des Hotels gelegen - doch fensterlos. Egal, vom Balkon meines Zimmers hatte ich einen umso schöneren Ausblick.

Valletta, die kleine maltesische Hauptstadt und Weltkulturerbestätte, war mein erstes Ziel. Gerade die schmalen und verwinkelten Gassen der Stadt, die Häuser mit ihren farbigen Holzbalkonen oder die Upper Barrakka Gardens, von denen man einen großartigen Ausblick auf den Hafen hat, sind unbedingt einen Besuch wert.

Geschichtsinteressierte kommen erst recht auf ihre Kosten, gehen die Ursprünge der Hauptstadt doch bis ins 16. Jahrhundert auf die Ritter des Malteserordens zurück. Ich bin in Geschichte nicht so bewandert ("Malteserkreuz, Herr Strack?" - "Man gönnt sich ja sonst nichts."(um 1988)). Die massive Stadtbefestigung ist dann aber schon beeindruckend.


Folgendes Bild mag vielleicht den Eindruck erwecken, ich hätte anschließend noch eine Bootstour unternommen.


Falsch. Richtig ist, ich war mit einem Linien-, nicht mit einem Amphibienbus unterwegs, als die Welt unterzugehen schien oder mindestens Malta abzusaufen drohte. Es wurde zwischenzeitlich stockdunkel und die Straßen binnen Sekunden zu reißenden Flüssen. Doch pünktlich zur Ankunft in der Nähe meines Hotels war der Spuk so gut wie vorbei, und ich konnte am frühen Abend in den Salumeria Gardens in St. Giljan bei cooler Musik und entspannter Atmosphäre die vielleicht beste Pizza meines Lebens schnabulieren. Und ein lecker Bierchen. Serviervorschlag:

Am nächsten Morgen fuhr ich zunächst ins Fischerdorf Marsaxlokk im Südosten Maltas um ein bisschen die Hafenpromenade auf- und abzuschlendern und dem geruhsamen Treiben auf und an den Fischerbooten zuzusehen.

Zweites Ziel des Tages war Birgu, eine der „Three Cities“, die am Grand Harbour direkt gegenüber der Hauptstadt Valletta liegen. Wunderschöne kleine Gassen, fette Yachten, das Fort St. Angelo und ein phantastischer Blick über die Bucht nach Valletta. Fertig ist ein wunderbarer Urlaubstag am Mittelmeer bei 25 Grad und blauem Himmel.

Am nächsten Tag stand Mdina auf meiner To Do-List. Mdina ist eine ehemalige Hauptstadt Maltas auf einer Anhöhe im Zentrum der Insel gelegen und hat nichts mit dem Ohrwurm zu tun, den ich im Bus auf dem Weg dorthin hatte: "funky cold medina". Älteren Leserinnen und Lesern habe ich hiermit eben diesen Ohrwurm eingepflanzt.

Komplett umschlossen von massiven Festungsmauern betritt man Mdina`s Altstadt durch das große Stadttor um sich – vorbei an der St. Paul`s-Cathedral, dem ein oder anderen Palazzo oder kleineren Kapellen – auf einem Rundgang durch teils enge Gassen verzaubern zu lassen.

Von dort ging es weiter an die Südwestküste Maltas zu den Dingli Cliffs, bis zu 250 m hoch steil aus dem Mittelmeer aufragende Kalkfelsen. Von jedem Punkt meiner Wanderung bot sich ein neuer beeindruckender Ausblick auf die Klippen und das Mittelmeer.


Mein Weg führte mich letztendlich zum Dingli Cliffs viewpoint, einem wunderbaren Ort zum Pausieren und um den Blick über's blaue Meer schweifen zu lassen.


Hier, hoch über dem Meer, soll der Sonnenuntergang besonders romantisch sein. Ich alter Romantiker war zu diesem Zeitpunkt aber längst schon wieder weg. Doch die Technik macht's möglich...


Was ich bis hierhin unerwähnt ließ, auf der gegenüberliegenden Seite dieser malerischen Landschaft befand sich ein großer Steinbruch. Lärm, Staub und LKW's im 30-Sekunden-Takt wurden zu einem wahren Quell der Freude für mich, während ich an einer einsamen Haltestelle direkt an der Ausfahrt des Steinbruches eine Stunde auf den nächsten Bus wartete.


Mit dem Bus kommt man auf Malta grundsätzlich überall gut hin, man weiß nur nicht immer, wann. Es gibt Fahrpläne, ja. Ob eine Haltestelle aber angefahren wird und zu welcher Zeit, das weiß man nicht. Mir schien - gerade in Ortschaften - der chaotische Verkehr Hauptgrund für ständige Verspätungen zu sein. Die Insel ist schlichtweg zu klein für diese Menge an Fahrzeugen. Und es gibt Busfahrer, die, wenn es denn mal möglich ist, fahren wie vietnamesische Taxifahrer. Das senkt das  Mindesthaltbarkeitsdatum maltesischer Busse vermutlich deutlich.

Das Highlight meines Malta-Urlaubs hob ich mir für den letzten Tag auf – einen Tagesausflug auf die Insel Comino, ein etwa 3 Quadratkilometer kleines Eiland nordwestlich der Hauptinsel Malta. Morgens erstmal über’ne Stunde mit dem rappelvollen Linienbus quer durch Malta zum Fährhafen Cirkewwa, von dort mit der Fähre etwa’ne halbe Stunde über das Meer. Schon diese Anfahrt bei traumhaftem Wetter war einfach herrlich und bot erste Eindrücke von Comino mit seiner steil aufragenden Küste und seinen Höhlen.


Ziel meiner Streifzüge über die Insel - immer entlang der Felsklippen - waren in erster Linie die Blaue Lagune und die etwas abgeschiedenere Kristall Lagune sowie ein Abstecher zum St. Mary`s Tower, einer kleinen Festung aus dem 17. Jahrhundert, die dem Schutz vor Piraten diente.
Doch nun lasse ich einfach Bilder sprechen.

Am nächsten Tag ging's nach einem full english breakfast wieder Richtung Heimat. Malta hat die ein oder andere nicht so attraktive, aber umso mehr schöne Ecken, von denen ich sicher längst noch nicht alle während meines Kurzurlaubs gesehen habe. Von daher könnt ich mir gut vorstellen, nicht das letzte Mal dort gewesen zu sein.

Man gönnt sich ja sonst nichts.