Samstag, 11. Juli 2020

85| Ohne Blick zurück...

... kein Blick nach vorn.


Danke all denen, die in den letzten zwei Jahren gelegentlich oder regelmäßig meinen Blog verfolgt haben. Gerade die beiden letzten Posts haben die Zahl der Aufrufe nochmal ordentlich ansteigen lassen. Es sind mittlerweile über 5000. Drama zieht.
Mit der Zeit ist der Blog für mich immer mehr zu einem Tagebuch geworden, an dem ich sehr gerne geschrieben habe und in dem ich sicher noch häufig wehmütig schmökern werde, vor allem wenn mich der Alltag in Deutschland längst wieder eingeholt haben wird.

Was bleibt?
Ich habe einen großen Schritt heraus aus meiner Komfortzone gewagt und er ist geglückt. Da hätte ich vorher nicht unbedingt drauf wetten mögen.
Ich habe den Alltag in einem völlig anderen Kulturkreis, unter widrigen (sommerlichen) klimatischen Bedingungen, trotz einer für mich kaum erlernbaren Sprache, trotz Knoblauch, Zwiebeln und Koriander im Essen gemeistert. Ganz ohne Unterstützung wäre mir das sicher nicht geglückt. Danke vor allem an die "Pekinger Musketiere".
Ich habe neue berufliche und Lebenserfahrungen gesammelt, großartige Menschen kennengelernt, spannende Länder bereist, habe dabei weit über meinen Tellerrand hinausgeschaut und desöfteren über meinen Schatten springen müssen. Eigentlich hoffte ich auch, zwei Jahre Peking würden dicke ausreichen, mich in Geduld zu üben. Das ist mir dann aber doch nur ansatzweise gelungen. Aber gut, eine Schwäche ist erlaubt.
Nicht vermissen werde ich Megafone, WebEx, den Pekinger Straßenverkehr, Rund-um-die-Uhr-Überwachung, rotzende Mitmenschen (Die Liste ist unvollständig).
Fehlen wird mir das Wagas, der Sonnenuntergang in den Bergen,


die WMF-Kaffeemaschine auf der Arbeit, tatsächlich auch wechat-pay und so manches mehr, doch vor allem viele liebe Menschen, die ich hier kennenlernen durfte, mit denen ich super wandern, quatschen, trinken, auf die ich mich verlassen, mit denen ich herrlich rumalbern konnte.
Nun heißt es, in Deutschland privat und beruflich wieder Fuß zu fassen. Bezüglich Wohnung hat sich zumindest eine interessante Option ergeben. Mal schauen. Und für den beruflichen Neustart muss ein Kugelschreiber erstmal reichen. Mehr Arbeitsmaterialien habe ich zur Zeit nicht zur Verfügung.

Trotz Höhen und Tiefen kann ich nach diesen zwei aufregenden und intensiven wie anstrengenden Jahren jedem, dem sich auch solch eine Chance bietet, nur empfehlen sie zu ergreifen. Ich würde es wieder tun. Also wer weiß, vielleicht heißt es in 3 Jahren hier "Leben und Arbeiten in Moskau" oder "Leben und Arbeiten in Nairobi". Es bleibt spannend.


Zaijian!