Donnerstag, 28. November 2019

72| Bewegte Zeiten

Belastende und erfreuliche Tage liegen hinter mir. In meinem engeren und etwas weiteren Umfeld traten zwei äußerst schwere Krankheitsfälle auf, gab es eine sehr, sehr traurige Nachricht, und zwei Kinder erblickten das Licht der Welt.


Ereignisse, die an mir nicht spurlos vorbei gegangen sind und mich abends oft lange nachdenklich im Bett liegen und nicht in den Schlaf finden ließen.
Was für eine emotionale Achterbahnfahrt. Freud und Leid lagen in diesen Tagen sehr nah beieinander.
Falls Schicksalsschläge überhaupt einen Sinn haben, dann vielleicht den, dass hier ganz unmittelbar zu spüren war, was Solidarität, Zusammenhalt und Freundschaft bedeuten und bewirken können.
Momentan bin ich aufgrund dieser emotionalen Achterbahnfahrt ziemlich erschöpft, nicht zuletzt aber auch, weil vielen meiner Kollegen und mir sehr arbeitsreiche Wochen und Monate bevor stehen. 

Meine Erschöpfung ging sogar soweit, dass ich unseren Bowlingabend am Samstag vergaß. Naja, konnte halt mal ein anderer Kollege den Sieg davon tragen. Bewegte Zeiten eben. 
Bloß gut, dass meine geplanten Reisen langsam in greifbare Nähe rücken. Spannende und entspannende Zeiten stehen mir in Kambodscha und Taiwan hoffentlich bevor. 

Und vergangene Zeiten für das "Zeit Berlin", ein deutsches Lokal, in dem man mal gut ein Schnitzel schnabulieren konnte. Ich glaub, ich hab es hier in einem früheren Post bereits erwähnt. Seit längerem schon geschlossen, scheint es wohl auch nicht mehr auf zu machen. So zumindest der Eindruck am Dienstag, als ein Kollege und ich mit dem Fahrrad dran vorbei fuhren und einen kurzen Stopp einlegten. Eine abgefledderte Fotowand erzählte von besseren Zeiten des "Zeit Berlin". 


Bessere Zeiten stehen indes der kleinen Fußgängerzone an meinem compound bevor, die kurz vor der Wiedereröffnung zu stehen scheint.


Da macht es auch nichts, dass auf dem Wegweiser ein kleiner Fehlerteufel am Werk war.


Starbucks lehne ich ja eigentlich ab, aber Strabucks probier ich demnächst vielleicht sogar mal aus.

Und nachdem mich am letzten Sonntag eine WhatsApp-Nachricht daran erinnerte, dass bereits der 1. Advent ist - ich hatte es tatsächlich nicht auf dem Schirm -  bin ich gleich los, nach weihnachtlichem Schmuck für meine Wohnung Ausschau zu halten, und bin fündig geworden. Ein weihnachtliches Erdbeer-Gesteck:


Da ist die Deutsche Botschaft schon ein bisschen vorausschauender und lädt bereits dieser Tage zum Pekinger Botschaftskarneval im Februar 2020.
Wie jeck muss man bitte sein, in China zu leben und zu arbeiten, sich'ne Pappnase aufzusetzen und in der Botschaft Karneval feiern zu wollen? Ich werde es nie begreifen, mich aber trotzdem mal erkundigen, was 'Helau' und 'Alaaf' auf chinesisch heißen.
Schön fand ich den Sicherheitshinweis auf der Einladung: "Bitte denkt daran, dass wir die Namen aller Feen, Piraten, Bienchen und sonstiger Gestalten für die Einlasskontrolle benötigen (und, dass ihr trotz Kostüm dem Bild im Ausweis noch halbwegs ähnlich seht)."
Ich habe mir mal Gedanken gemacht, was gehen könnte und was wohl nicht:



Samstag, 9. November 2019

71| black & white 2.0

Jemand Appetit auf'n Häagen Dazs?


Oh, hoppla, is ja gar kein Eis drin. Dafür randvoll mit tiefgefrorenen Fischen. Zu entnehmen mit der Kehrschaufel. Man beachte auch das Megafon. Eines von Dutzenden im Carrefour, die ihre Werbung ununterbrochen herausplärren. 

Noch krank geschrieben zwar, nutzte ich gestern trotzdem das schöne Wetter für einen ausgiebigen Spaziergang. Warm eingemummelt auf der Couch liegen und an die Decke starren, trägt nun mal nicht allein zur Gesundung bei, etwas Luft und Sonne schaden sicher auch nicht.


Erst gab's ein bisschen Industrie-Charme auf die Augen, dann einen architektonischen Leckerbissen, den ich sogar von meinem Küchenfenster aus sehen kann: Wangjing SOHO.


Ein 2014 fertig gestellter Gebäudekomplex der Architektin Zaha Hadid, die z. B. auch die phaeno Wolfsburg oder das Central Building des Leipziger BMW-Werkes entwarf - um mal zwei Beispiele aus Deutschland zu nennen. Auch die Dongdaemun Design Plaza in Seoul, von der ich hier schon mal berichtete, stammt von ihr.
Der höchste und schlankste der drei Türme ist 200 Meter hoch, die beiden anderen sind zwar kleiner, dafür breiter. Beschrieben werden die geschwungenen Gebäude als "drei miteinander verwobene Berge". Für mich haben sie was von Handschmeichlern für's Auge. Eigentlich möcht man ständig drüber streicheln. Hab ich natürlich nicht, aber trotzdem ganz schöne, angenehme, organische Formen.


So, und nun kommen wir mal zum nächsten Stapel Schwarz-Weiß-Bilder, entstanden in den vergangenen Monaten. 

Brücken und Straßen...


... in Dalian,


... in Shanghai und


... in Tokio.

Strukturen...


... in Shanghai,


... in Dalian und


... in Hongkong.

Menschen...


... in Dalian,


... in Shanghai und


... in Peking.

Und die vorerst letzte "black & white" - Kategorie nenne ich "Der rote Faden".
Und der zieht sich...


... von Peking,


... über Hongkong


... und Yangon


... bis nach Shanghai.

Samstag, 2. November 2019

70| Herbst

Samstag, den 2 November, 17:30 Uhr: Versteckt unter einem Handtuch hänge ich mit meinem Kopf über einem Topf und inhaliere heißes Salzwasser mit ätherischen Ölen. Grund ist ein nerviger Husten, der mich seit ein paar Tagen plagt - vielleicht eine Folge der Luftqualität oder der Tatsache, dass nun die zwei Wochen begonnen haben, in denen man in seiner Wohnung friert, weil die Heizungen erst Mitte November anfangen zu heizen.
Nichtsdestotrotz haben wir uns heute vormittag nach aussgiebigem Frühstück im Wagas und trotz leichten Nieselregens zu einer herbstlichen Wanderung in den Fragrant Hills aufgemacht. Blöd nur, dass wir nicht die Einzigen waren, die diese Idee hatten, sondern mit uns noch 10 Millionen weitere  Pekinger.


Gottseidank schoben sich die größten Menschenmassen zu dem Bereich des Fragrant Hills Park, den wir vor gut einem Jahr bewanderten. Unser Ziel war heute eher der nördliche Teil des Areals u.a. mit dem Tempel der Azurblauen Wolken.
Startpunkt war der Yanjing Lake, der sich als Wasserbecken mit künstlichem Wasserfall entpuppte.


Von hier ging's zunächst hinauf zur Fragrant Hills Pagode.


Die 1780 erbaute achteckige Pagode hat sieben Stockwerke und ist 40 Meter hoch. Man kann sie zwar nicht betreten, aber der Blick von hier ist auch so ganz schön.


Noch ein bisschen höher den Berg hinauf, dann wieder steil herunter, erreichten wir schließlich den Tempel der Azurblauen Wolken. Diese Anlage aus dem 14. Jahrhundert ist ein buddhistisches Tempelkloster mit indischen Einflüssen.


Etwa in der Mitte der Tempelanlage gibt es eine Ausstellung über Sun Yat-sen, der 1925 in Peking starb und dann hier aufgebahrt wurde, bis sein Mausoleum in Nanjing fertig war. Zu sehen ist u. a. ein versilberter Sarg mit Glasdeckel, den die Sowjets spendiert hatten, der aber nie benutzt wurde. In einem westlichen Hof befindet sich die große Halle der 500 Unsterblichen mit sogar 508 lebensgroßen Holzfiguren von den ersten Schülern  des Buddhismus.


Geht man weiter durch das Tempelkloster den Hügel hinauf, steht man vor der imposanten Diamantthronpagode, die an einen Stupa in Bodh Gaya in Indien erinnert.


In der Pagode sollen Klamotten von Sun Yat-sen eingemauert sein. Ich konnte es leider nicht evaluieren, da die Pagode geschlossen war.

Herbst natürlich auch im Garten meines compounds.


Da zu dem nervigen Husten dank eines China-Virus nun auch Fieber, Schüttelfrost und hämmernde Kopfschmerzen dazugekommen sind, hab ich die Gelegenheit genutzt, mal wieder einen kleinen Spaziergang durch meine Wohnanlage zu machen; vielmehr war auch gar nicht drin.
Langsam scheint's aber wieder aufwärts zu gehen. Der Virus kann sich vom Hof schleichen.

Übrigens glaube ich, dass ich'ner ganz heißen Sache auf der Spur bin.


Wenn ich mich nicht vertue, dann moderiert Kim Jong-un eine Kochsendung auf CCTV.
Ich bleib da dran.