Montag, 24. Dezember 2018

39| Stille Nacht...

Gibt es Weihnachten in China?
Und wenn ja, warum?

Seit Tagen, nein, seit Wochen ist alles festlich geschmückt. Also nicht bei mir, aber überall sonst. Wichtig dabei ist, es muss ordentlich blinken. Bunt und grell. Und über die Beschallung mit amerikanischen Weihnachtsliedern habe ich mich ja schon ausgelassen. Was man hier eben für festlich hält.
Heute nun ist der 24. Dezember, Heiligabend.
Tagsüber habe ich schon mal für Hong Kong online im Hotel eingecheckt, den Online-Check-In für den Flug erledigt und eine Want-to-do-Liste für den Urlaub erstellt. Ich fürchte, eine Woche reicht nicht aus.
Abends habe ich gekocht. Es gab Ente, Rotkohl und Knödel.
Quatsch.
Kartoffeln, Schweinefilet und grünen Spargel.
Gegen 20:30 Uhr bin ich nochmal los in eine nahegelegene Mall. Dort war geschäftiges Treiben wie an jedem x-beliebigen Tag. Die Mall hat auch heute bis 22 Uhr geöffnet. Nur dass ein Kinderchor sang und vor der Mall zwei Schaufeln Kunstschnee aufgeschüttet waren.

 

Und bei WeChat laufen seit gestern im Minutentakt die Weihnachtsgrüße der Kollegen ein ... aus Neuseeland, Australien, Thailand, Laos, Myanmar, Südafrika, Canada, Frankreich ...

 

Ich zwitscher mir zur Feier des Tages noch ein, zwei Gläschen Wein - abgezapft und original verkorkst von Parlhuber und Söhne.
Und morgen bin ich mal gemütlich und bau mir ein Atomkraftwerk, und wenn ich was falsch gemacht habe, dann macht es "Puff".
Besonderer Gruß an Arnti. Komm, wir machen jetzt Dicki Hoppenstedt. Egal, dass zwischen Hamburg und Peking 7470 km Luftlinie liegen.


In diesem Sinne: "Zicke zacke, Hühnerkacke!"


Samstag, 22. Dezember 2018

38| Aloha he

17.12.2018, 08:12, Beijing, Capital International Airport.


17.12.2018, 13:05, Sanya, Phoenix International Airport.
Anflug wie auf London - durch eine dicke Wolkendecke. Das hatte ich mir etwas anders vorgestellt, liegt Sanya doch nahezu auf derselben geographischen Breite wie Honolulu, sogar noch ein bisschen näher am Äquator.
Dafür bekam ich im Hotel ein Upgrade auf eine Suite, nur wenig größer als meine Wohnung in Peking.


Der angepriesene atemberaubende 180°-Meerblick erwies sich allerdings geschätzt nur als ein atemberaubender 120°-Meerblick. Für genaue Messungen hatte ich leider meinen Reise-Theodoliten zuhause vergessen.


Nachdem ich die Räumlichkeiten abgeschritten hatte, machte ich mich auf, die Anlage und den nahen Strand zu erkunden.


Sieht aus wie die Nordsee, ist aber das Südchinesische Meer. Ich glaube auch nicht, dass an der Nordsee zur Zeit 22 Grad sind.
Nach der Erkundungstour bin ich erstmal wieder auf's Zimmer, gerade rechtzeitig, denn es wurde ein Obstkorb und ein wenig Gebäck gereicht.


Während ich so auf dem Balkon die Törtchen weginhalierte, riss die Wolkendecke auf, und ich entschied mich, noch einmal zum Strand runterzugehen.

 

Nun sah es auch schon nicht mehr nach Nordsee aus.
Abends gönnte ich mir typisch chinesische Kost: Pizza und Bier.

Getrübt wurde der Aufenthalt im Hotel und in der umgebenden Anlage allerdings durch eine intensive akustische Umweltverschmutzung. Ich wusste gar nicht, wie viele verschiedene amerikanische Weihnachtslieder es gibt und wie viele verschiedene Versionen ein und desselben Liedes. "I'm dreaming of a white christmas" - Ja, genau.

Am Dienstag startete ich wie jeden folgenden Tag mit einem ausgiebigen Frühstück. Und wie selbstverständlich griff ich bei chinesischem Essen zu den Stäbchen. Hätte mir das jemand vor wenigen Monaten erzählt. Also nicht nur das mit den Stäbchen, sondern vor allem das mit chinesischem Essen zum Frühstück. Absurd.
Am späten Vormittag machte ich mich auf - da das Hotel selbst keine Fahrräder verleiht - ein mobike zu suchen und zu finden, um damit zum Luhuitou-Park zu radeln, von dem aus man einen tollen Panoramablick auf die Bucht von Sanya und das südchinesische Meer haben soll. Nach fast zweistündiger Radtour in der prallen Sonne gab ich entnervt auf. Zum einen erwiesen sich die Entfernungen doch länger als gedacht, zum anderen war ich mittlerweile außerhalb der erlaubten Zone, wo man ein mobike abstellen darf.


Naja, gibt's halt keinen Panoramablick auf die Bucht von Sanya und das südchinesische Meer. Dafür gibt's auf dem folgenden Foto einen Panoramablick auf mein mobike. Allerdings hat sich auf dem Bild auch noch ein altes Fischerboot mit eingeschlichen.

 

16 Uhr zurück im Hotel erstmal'ne kleine Mittagsruhe nach der Strapaze und vor allem ... im Schatten.


Mittwoch, 09:45 bestieg ich ein Taxi, das mich zum Yanoda-Regenwald bringen sollte. Die "Hainan Yanoda Rainforest Cultural Tourism Zone" ist - keine A, auch keine A+, nicht mal eine triple A - nein, eine National AAAAA Tourism Attraction. Das hat mich aufhorchen lassen, schließlich habe ich schon ein paar Eindrücke davon gewinnen dürfen, was Chinesen von einer Top-Touristen-Attraktion erwarten.
Nach einer Stunde Fahrt mit dem Taxi für 147 RMB, einem Eintrittspreis von168 RMB und einer nochmal etwa 15-minütigen Shuttlebus-Fahrt erreichte ich endlich die AAAAA-Touristen-Attraktion.

 

So stellt man sich den Eingang in einen Regenwald-Nationalpark doch vor, oder?
Im gesamten Park standen lächerliche Plastik-Maskottchen, die Mitarbeiter mussten ständig mit einer albernen Geste vorbeigehende Gäste begrüßen und einmal pro Stunde schallte aus den Lautsprechern ein Lied, zu dem alle Angestellten tanzen mussten. Ich habe sie dann aber doch gefunden - ruhige und schöne Ecken.


 

Abends gab's im Hotel ein leckeres BBQ-Buffet. Weil ich aber im letzten Post mit dem Meat-Brunch im Kempi so angegeben habe, erlaube ich hier diesmal nur einen schüchternen Blick auf meinen bescheidenen Nachtisch.


Donnerstag bin ich eine halbe Stunde mit dem Linienbus ans Ende der Welt gefahren.
Hainan galt im alten China als Rand der zivilisierten Welt und war Verbannungsort für in Ungnade gefallene Beamte.
Die Felsen, die in der Tianya Haijiao Scenic Area am Strand stehen, enthalten eingehauene Schriftzeichen, die soviel bedeuten, wie "Rand des Meeres" und "Ende der Erde".

 
 
 

Wie man sieht, anstehen muss man selbst am Ende der Welt.
Freitag habe ich mir nach den Aktivitäten der Vortage einen Tag nur zum Chillen genehmigt. Erst im wahrsten Sinne des Wortes abhängen in der Hängematte, dann rumhängen am und schwimmen im Pool.


Danach Musik hören - wieder in der Hängematte, diesmal aber eine andere. Später noch Baden im Meer.
Als ich auf's Zimmer zurückkam, gab's leider Probleme mit der Elektrik. Eine Lampe war an, ging aber nicht aus; sämtliche anderen Lampen waren aus, gingen aber nicht an.
Zunächst schickte man mir eine Dame vom Housekeeping vorbei. Und da war er wieder, der beherzte Faustschlag gegen das Ding in der Wand, wo die Key-Karte reinkommt. Half aber nix. Musste doch ein "Handwerker" ran - der Haus-Elektriker? Plötzlich saß ich ganz im Dunkeln. Daraufhin kam ein zweiter "Handwerker". Nach einer Weile geschäftigen Handwerkens gingen die Badezimmer-Jalousie runter und zwei Lampen an, jedoch nicht wieder aus. Ahnungs-, nein, Ratlosigkeit über zwei Stunden hinweg. Schließlich Anruf aus der Lobby. Wechsel des Zimmers unter erschwerten Bedingungen. In der Garderobe werkelte noch immer vergebens einer der "Handwerker" auf seiner Trittleiter im mittlerweile wieder stockfinsteren Zimmer. Packen meiner Siebensachen im sparsamen Schein der Handy-Taschenlampe des Hotel-Pagen.

So wurde aus einem geplanten Erholungsurlaub doch noch ein aufregender Abenteuerurlaub, der nun leider auch schon wieder vorbei ist.


Wird Hong Kong das noch toppen können?
Jedenfalls freue ich mich schon auf das nächste Flug-Erlebnis. Plärrende Kinder im Flieger, drängelnde Chinesen beim Check-In, Trinkwasser-Spender, die nicht nur heißes, nein, auch warmes Wasser spenden.


Schade, dass ich kein Millitär-Angehöriger, Feuerwehrmann oder Märtyrer bin, dann bekäme ich am Flughafen Vorzugsbehandlung:
" Military, Family of Military, Martyr and Fire Rescue Personnel Priority."




Samstag, 8. Dezember 2018

37| Wo ist Waldo?


Nach diesem morgendlichen Blick aus dem Fenster habe ich mich heute mittag - dick eingemummelt - spontan zu einem Bummel in der Altstadt aufgemacht.
Strahlend blauer Himmel bei deutlich weniger starkem Wind als die letzten Tage und "nur" - 4 °C. Außerdem war eine erhöhte Sauerstoffzufuhr für mein Gehirn nach der gestrigen Kollegiums-Weihnachtsfeier auch keine so schlechte Idee.
Vom Spaziergang an den Ufern und in der Umgebung des Houhai- und des Xihai-Lakes, zwei der drei öffentlich zugänglichen Seen im Zentrum Pekings, folgen ein paar mehr oder weniger winterliche Impressionen

 
 

Etwas weiter südlich folgen zwei weitere Seen, die von einem hermetisch abgeriegelten Areal umgeben sind - dem Hauptquartier der Kommunistischen Partei und dem Regierungssitz.
Verbotene Stadt 2.0 sozusagen.

Auf dem Weg nach Hause habe ich mir noch ein Guo Kui für den kleinen Hunger zwischendurch gegönnt. Zur Zeit mein Lieblings-Streetfood. Ein dünnes, kross gebackenes Fladenbrot mit Sesam, Kräutern und wahlweise Pork oder Beef.
Einfach, aber gut.
Mehr gibt's an dieser Stelle eigentlich auch nicht zu berichten. Die Woche war voller Termine und voller Arbeit. Einen Vorteil hat das - die Zeit rauscht nur so an einem vorbei. Vor mir liegt nun noch eine Woche Arbeit, ein kleines Tischtennisturnier, eine Einladung bei einem Kollegen und ein Meat-Brunch im Kempinski-Hotel.
Alle vegetarischen Leser sollten folgenden Ausschnitt von der Kempi-Website lieber überlesen.


Zur Einstimmung darauf waren Kollegen und ich gestern, 13.12., schon mal in einem Restaurant, wo man sich das Essen - hauptsächlich Fleisch - selber am Tisch zubereitet. Im Prinzip asiatisches Raclette. Ein bisschen Kartoffeln, Mais, Pilze oder Shrimps waren auch mit dabei. Sehr, sehr gut. Sehr, sehr lecker.


Oioioi - gerade, Samstagnachmittag, den 15.11., geht es mir wie dem Teufelchen, das zu viele Pfannkuchen gegessen hat. Das Buffet im Kempi war üppig und köstlich. Nun habe ich Bauchschmerzen.

 
 

Morgen muss ich noch zum Friseur, durch die Hütte feudeln und dann packen, denn Montag geht's früh zum Airport. Und nach gut 4 Stunden Flug bin ich mittags schon im Hawaii von China.


Und jetzt darf gesucht werden. Wo ist Waldo?



Frohe Weihnachten und entspannte Feiertage ...


... aus Beijing nach Hamburg, Berlin, Hannover, Kiel, Pinneberg, Bad Segeberg, Teterow, Bad Schwartau, Schenefeld, Halstenbek, Blaustein, Tangstedt, Seestermühe, Langwedel, München, Garmisch, Neumünster, Brüssel, Göttingen, ...


Montag, 26. November 2018

36| Die Rolltreppe nach Hamburg

Heute will ich mal versuchen, ein bisschen meinen normalen Alltag zu schildern. Ich bin ja nicht ständig in Tempelanlagen unterwegs. Hauptsächlich bin ich ja doch zum Arbeiten hier.

Aufstehen 06:30. Der erste Blick aus dem Fenster verrät, wie es um die Luftqualität steht. Sehe ich die Berge am Horizont, ist alles im grünen Bereich.
Fertig machen, frühstücken. 07:10 muss ich das Haus verlassen. Etwa 4 Minuten Fußweg durch meinen compound, nochmal ca. 6 Minuten, vorbei an meiner Haus-und-Hof-Mall, zur nächstgelegenen U-Bahn-Station.
An den Rolltreppen rauf und runter dudelt ununterbrochen immer wieder die gleiche Leier, zunächst auf chinesisch, dann wiederholt auf englisch. Sollte ich jemals fremde Stimmen in meinem Kopf vernehmen, werden die vermutlich unablässig diese Durchsagen machen. Lautsprecherdurchsagen zur ordnungsgemäßen Benutzung einer Rolltreppe. Da diese meist nur schwer verständlich sind, hatte ich in den ersten Wochen immer: "Please...blablabla...Hamburg!" rausgehört. Das gab mir in der Fremde das wohlige Gefühl von Heimat. Inzwischen habe ich den Inhalt der Durchsage dechiffriert: "Please stand firm and hold the handrail!".
Ich benutze jedoch meistens die richtige Treppe. Geht auch schneller. Chinesen nehmen nämlich selbst im größten Gedränge die Rolltreppe und dafür lange Schlangen davor in Kauf.
Vor Betreten des Bahnsteigs muss ich mich wie jeden Tag einer Sicherheitskontrolle unterziehen. An meiner Station "arbeiten" dort 9 Sicherheitskräfte. Einer starrt auf den Monitor der Taschendurchleuchtungsanlage, einer steht vor den zwei Metalldetektoren und weist einem einen Durchgang zu, dahinter stehen zwei weitere Sicherheitsleute, die einen mal mehr, mal weniger engagiert abtasten und dabei mal hektisch, mal wie hypnotisiert mit einem Hand-Metalldetektor vor einem herumwedeln. 5 Weitere stehen da und gucken.
Meist fahre ich die eine Station mit einem Kollegen. Von dort nochmal etwa 400 Meter Fußweg bis zur Arbeit. Ein freundliches" Ni Hao" von unseren Sicherheitsleuten, dann führt mich der erste Gang in der Regel direkt an einen der Kaffee-Automaten. Morgens Cafe Crema, später Cappuccino, mittags Espresso.

Normalerweise fahre ich sowohl zur als auch von der Arbeit noch jeweils vor der rush hour. Erwischt man die rush hour, kann es unangenehm voll werden. Gelegentlich wird eine Station auch wegen Überfüllung für eine Weile geschlossen und es bilden sich lange Schlangen davor. Montags abends nehme ich dann auch schon mal das Leihfahrrad - ein mobike. Dieses kostet 1 RMB (ca. 13 ct) pro halbe Stunde, dreimal soviel kostet mich die U-Bahn pro Strecke.


Spaß oder Erholung bringt diese Heimfahrt aber nicht wirklich. Radwege sind zugeparkt, abbiegende Autofahrer kümmern sich'n Scheiß darum, ob du geradeaus weiter willst. Auf dem Radweg sind in beiden (!) Richtungen andere Radfahrer, Mopeds, Tuk Tuks und Fußgänger unterwegs. Gelegentlich auch Autos. Immer die Hand an der Bremse, hochkonzentriert in alle Richtungen gleichzeitig guckend, kommt man hochgradig gestresst, aber wenigstens lebend zuhause an. Noch weiter unten in der Nahrungskette stehen nur noch die Fußgänger. Enten sind - wie ein Video zeigte, das eine Kollegin mal bei WeChat rumgeschickt hatte - höher angesiedelt. Ob das Video in Peking aufgenommen wurde, weiß ich allerdings nicht. Hier mal ein Screenshot.


Zum Einkaufen gehe ich meist in meine Haus-und-Hof-Mall, in der sich unten ein kleiner, relativ teurer Supermarkt befindet.


Momentan wird im Untergeschoss gebaut. Ein Foodcourt mit einigen vielversprechenden Fress-Stationen. Unter anderem wird im Januar auch ein "Tous les Jours" eröffnet. Eine französisch angehauchte Kaffee- und Bäckerei-Kette, die allerlei süße Leckereien anbietet. Mein Favorit sind kleine Windbeutel. 10 Stück, mit Vanille-Creme gefüllt. 17 RMB (gute 2 Euro). Dazu'n schönes Käffchen. Hmmm.


Ein bis zweimal die Woche nehme ich eine etwas größere Einkaufs-Strapaze auf mich. Zum nächstgelegenen "Carrefour" sind es zu Fuß etwa 15 Minuten, zu einem anderen Supermarkt in der Taiyanggong-Mall etwa 20 Minuten. Ich weiß aber mittlerweile, welchen Supermarkt ich für was ansteuern muss. Hat man Glück, findet man nach dem Einkauf vor dem Supermarkt ein Leihfahrrad, wenn nicht, schleppt man halt den ganzen Kram nach Hause. Gutes workout.
Muss es mal ganz schnell gehen, habe ich in meiner kleinen Flaniermeile einen "Tante-Emma-Laden" wie auch einen 24/7 geöffneten "7-Eleven". Dort befindet sich ebenso mein Friseur, ein kleiner Weinladen, eine Drogerie, mehrere Restaurants, ein Starbucks, sowie eine Schickimicki-Bar.


Abends hänge ich auch schon mal gern auf der Couch ab. Zappe verstört durch's chinesische Fernehen oder versuche die Tagesschau zu streamen. In letzter Zeit bin ich aber vermehrt dazu übergegangen, mir bei der Arbeit ein paar Tatorte auf den Stick zu ziehen und den dann zuhause am Fernseher anzustöpseln.

Gestern, Samstag, den 24.11., waren wir mit paar Kollegen beim Bowling. Man beachte meine professionelle Körperhaltung. Der Experte sieht auch am Lauf der Kugel, dass es ein Spare wird. Das liegt am jahrelangen Training.


Doch kurz vor Schluss schnappt mir tatsächlich noch einer meinen Tagessieg weg. Mit dem red ich kein Wort mehr.
Aber bis auf diesen einen sind die Kollegen echt in Ordnung. Neu und spannend ist es für mich französische, englische, chinesische Kollegen zu haben. Deutsche sind auch dabei. Aus Sachsen, dem Saarland, Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Berlin, Nordrhein-Westfalen und sicher aus jedem anderen Bundesland auch. "Hascht ma oan Sekund?"
Besonders mit den anderen "Ossis" - aber nicht nur mit denen - ist es sehr lustig. Wir haben den "Wessis" halt noch jede Menge beizubringen in Sachen Olsenbande, Lolek & Bolek und Dostroprimetschatjelnosti.

Seit die Heizperiode in Peking begonnen hat und die Kohlekaftwerke auf voller Leistung laufen, jagt ein Negativ-Rekord den anderen. Heute, Montag, den 26.11., muss ich wieder einen neuen Tiefpunkt melden. Den ganzen Tag schon steht der Luftqualitätsindex bei weit über 300 - hazardous (gefährlich). Tagsüber berichtete eine Kollegin von Werten um die 450. Zum Feierabend ist er auf 339 gesunken. Vielleicht geh ich noch raus und schnapp ein bisschen frische Luft.


Zur gleichen Zeit beträgt er in der Hamburger Innenstadt 65. Werte über 100 gelten in Hamburg bereits als sehr schlecht.
Auch wenn ich (noch) keine unmittelbaren gesundheitlichen Einschränkungen bis auf brennende Augen, kratzenden Hals und häufigen Hustenreiz spüre, fühlt sich das äußerst ungesund an und legt sich extrem auf's Gemüt. Kollegen, die schon länger hier sind, sprechen zwar immer wieder davon, dass es vor paar Jahren deutlich schlimmer war. Das ist aber nicht wirklich beruhigend. Heute nacht verspricht vorhergesagter aufkommender Wind Erleichterung.
Damit ist der Feinstaub zwar nicht weg, aber woanders.
Man kann nur hoffen, dass die Erde sich wieder erholt, wenn die Menschheit sich abgeschafft hat.

Ein anderer Nebeneffekt des herannahenden Winters ist die immer trockener werdende Luft hier. Nicht nur, dass die Haut schuppig wird wie beim Gürteltier. Dafür gibt's Nivea. Sondern ich verwandele mich auch immer mehr in den "one million volt man". Ständig kriegt man einen gewischt - aber ordentlich -, weil man sich bei jeder noch so kleinen Bewegung elektrostatisch auflädt. 
"Herr Berg, irgendwas stimmt mit Hasi nicht."

Heute, Donnerstag, den 29.11., war sie mal wieder fällig - die Mietzahlung für die nächsten zwei Monate. Mit den drei Formularen, die ich nach der letzten Mietzahlung erhalten hatte, ging ich also guten Mutes zur Bankfiliale. Zunächst musste die Empfangsdame wieder den einzig englisch sprechenden Mitarbeiter heran holen. Ich erklärte ihm mein Anliegen und legte die Zettel vor. Diese lösten - welch Überraschung - wieder fragende Gesichter und angeregte Diskussionen aus.
Nach einem längeren Gespräch dreier Bankangestellter und einem Telefonat, begann dann doch ein Mitarbeiter mit mir ein Überweisungsformular auszufüllen. Dies brachten wir aber nicht zum Ende, weil ein Anderer auf die Idee kam, es am Automaten zu versuchen. Ahnungslos tippte ich auf Zuruf zweier den Automaten flankierenden Mitarbeiter lange Reihen von Zahlen und Buchstaben in das Gerät, bis nach gefühlt 10 Minuten ein Dokument aus dem Automaten kam, offensichtlich die Quittung für die erfolgreiche Überweisung. Beim Verabschieden rief mir der englisch sprechende Mitabeiter noch stolz zu, die nächsten Male könne ich das nun immer wieder am Automaten erledigen. Natürlich!
Abends schaute ich auf meinen aktuellen Kontostand und musste feststellen, dass der Betrag ordnungsgemäß abgebucht, leider kurze Zeit später wieder meinem Konto gutgeschrieben war. Da hat wohl was nicht geklappt.
Banken scheinen nicht die richtige Adresse für so eine komplexe Transaktion zu sein.
Deswegen bin ich heute, Freitag, den 30.11., mit den ganzen Zetteln zu unserem Support gegangen. Und wie sich herausstellte, haben die Bankangestellten schlichtweg eine falsche Nummer als Kontonummer des Empfängers interpretiert. Anscheinend verstehen die ihre eigenen Dokumente nicht. Naja, nun habe ich mir von unserem Support die Banking-App auf meinem Handy so einstellen lassen, dass ich die nächsten Male direkt mobil überweisen kann.
Wenn ich denn in zwei Monaten meine Notizen und die dazu gemachten Screenshots noch verstehe.

Der heutige Samstag begann traditionell wie jedes Wochenende - mit einem Käffchen im Bett. Und da morgens mein Internet noch am ehesten zu gebrauchen ist, streame ich meist die "heute-show" oder das "neo Magazin Royale". Nach dem Frühstück ging's an den Schreibtisch. Leider auch so eine alte Wochenend-Tradition.
Am frühen Nachmittag bin ich dann mal ordentlich durchgejinglebellt worden. Im Supermarkt spielten sie ihre aus 5 Weihnachtsliedern bestehende Playlist in Endlosschleife. Dazu die schreienden Verkäuferinnen, die im Sekundentakt Pomellos, Soja-Drinks oder frische Hühnerfüße anpreisen, und die in den Auslagen versteckten Megaphone, die ihre draufgesprochenen Werbedurchsagen ununterbrochen herauskrächzen.
Herrlich, so ein authentischer Einkaufsbummel.

Sonntag bin ich zu Kaffee und Kuchen bei einer Kollegin eingeladen. Auf ihre Frage hin, ob es etwas gäbe, was ich nicht mag, konnte ich sie beruhigen. Bis auf Blätterteig, alles mit Rosinen, Kokos oder Zimt, Hefekuchen mit Äpfeln oder Pflaumen, Mohnkuchen oder Stollen und alles andere mit Marzipan ess ich sonst eigentlich fast alles.
Vorher werde ich - auch wie jedes Wochenende - kurz mal durch meine Hütte feudeln. Es knirscht schon etwas unter den Hausschuhen.
Bald knirscht es unter meinen Fußsohlen. Der Sand von Sanya.

Doch nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub. Hier herrscht ein regelrechter Buchungsstress. Anfang Februar ist schon chinese new year und erfahrene Kollegen haben seit langem alles in Sack und Tüten. Ich orientiere mich noch und entdecke bei meinen Recherchen gerade die Welt: Chiang Mai in Thailand, Siem Reep in Kambodscha, Taipei auf Taiwan, Da Nang in Vietnam, Brunei, Tokio, Singapur. Steht alles auf meiner immer länger werdenden Liste. 
Momentan richtet sich mein Blick aber gezielt auf Yangon (ehemals Rangun) in Myanmar.


Und Anfang März "muss" ich aus beruflichen Gründen für 3 Tage nach Bangkok. 
Noch vor wenigen Monaten musste ich aus beruflichen Gründen vielleicht höchstens mal nach Itzehoe.

Update von Dienstag, dem 04.12.:
1.) Eine notariell beglaubigte Auszählung der erreichten Punktzahlen nach drei gespielten Frames beim Bowling am 24.11. hat ergeben, ich bin doch Tagessieger mit 50 Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten geworden. Na bitte, geht doch.
2.) Für chinese new year ist alles in Sack und Tüten nun auch bei mir. Im kalten Februar geht's für'ne Woche ins heiße Myanmar. Ein Gedicht.

Es folgt der Wetterbericht:
Seit zwei Tagen zeigt Peking, was es in Sachen Winter zu bieten hat. Blauer Himmel und Sonnenschein, dabei aber frostige Temperaturen auch tagsüber, die sich wegen des starken Windes und einer Luftfeuchtigkeit von um die 10 % anfühlen als sei man im tiefsten Sibirien.


Bei gefühlten Mittagstemperaturen von - 15 °C schmerzen Ohren, Hände und Gesicht binnen weniger Sekunden.
Die Aussichten: In 10 Tagen ist auf Hainan mit gefühlt 40 ° mehr zu rechnen.