Samstag, 22. Dezember 2018

38| Aloha he

17.12.2018, 08:12, Beijing, Capital International Airport.


17.12.2018, 13:05, Sanya, Phoenix International Airport.
Anflug wie auf London - durch eine dicke Wolkendecke. Das hatte ich mir etwas anders vorgestellt, liegt Sanya doch nahezu auf derselben geographischen Breite wie Honolulu, sogar noch ein bisschen näher am Äquator.
Dafür bekam ich im Hotel ein Upgrade auf eine Suite, nur wenig größer als meine Wohnung in Peking.


Der angepriesene atemberaubende 180°-Meerblick erwies sich allerdings geschätzt nur als ein atemberaubender 120°-Meerblick. Für genaue Messungen hatte ich leider meinen Reise-Theodoliten zuhause vergessen.


Nachdem ich die Räumlichkeiten abgeschritten hatte, machte ich mich auf, die Anlage und den nahen Strand zu erkunden.


Sieht aus wie die Nordsee, ist aber das Südchinesische Meer. Ich glaube auch nicht, dass an der Nordsee zur Zeit 22 Grad sind.
Nach der Erkundungstour bin ich erstmal wieder auf's Zimmer, gerade rechtzeitig, denn es wurde ein Obstkorb und ein wenig Gebäck gereicht.


Während ich so auf dem Balkon die Törtchen weginhalierte, riss die Wolkendecke auf, und ich entschied mich, noch einmal zum Strand runterzugehen.

 

Nun sah es auch schon nicht mehr nach Nordsee aus.
Abends gönnte ich mir typisch chinesische Kost: Pizza und Bier.

Getrübt wurde der Aufenthalt im Hotel und in der umgebenden Anlage allerdings durch eine intensive akustische Umweltverschmutzung. Ich wusste gar nicht, wie viele verschiedene amerikanische Weihnachtslieder es gibt und wie viele verschiedene Versionen ein und desselben Liedes. "I'm dreaming of a white christmas" - Ja, genau.

Am Dienstag startete ich wie jeden folgenden Tag mit einem ausgiebigen Frühstück. Und wie selbstverständlich griff ich bei chinesischem Essen zu den Stäbchen. Hätte mir das jemand vor wenigen Monaten erzählt. Also nicht nur das mit den Stäbchen, sondern vor allem das mit chinesischem Essen zum Frühstück. Absurd.
Am späten Vormittag machte ich mich auf - da das Hotel selbst keine Fahrräder verleiht - ein mobike zu suchen und zu finden, um damit zum Luhuitou-Park zu radeln, von dem aus man einen tollen Panoramablick auf die Bucht von Sanya und das südchinesische Meer haben soll. Nach fast zweistündiger Radtour in der prallen Sonne gab ich entnervt auf. Zum einen erwiesen sich die Entfernungen doch länger als gedacht, zum anderen war ich mittlerweile außerhalb der erlaubten Zone, wo man ein mobike abstellen darf.


Naja, gibt's halt keinen Panoramablick auf die Bucht von Sanya und das südchinesische Meer. Dafür gibt's auf dem folgenden Foto einen Panoramablick auf mein mobike. Allerdings hat sich auf dem Bild auch noch ein altes Fischerboot mit eingeschlichen.

 

16 Uhr zurück im Hotel erstmal'ne kleine Mittagsruhe nach der Strapaze und vor allem ... im Schatten.


Mittwoch, 09:45 bestieg ich ein Taxi, das mich zum Yanoda-Regenwald bringen sollte. Die "Hainan Yanoda Rainforest Cultural Tourism Zone" ist - keine A, auch keine A+, nicht mal eine triple A - nein, eine National AAAAA Tourism Attraction. Das hat mich aufhorchen lassen, schließlich habe ich schon ein paar Eindrücke davon gewinnen dürfen, was Chinesen von einer Top-Touristen-Attraktion erwarten.
Nach einer Stunde Fahrt mit dem Taxi für 147 RMB, einem Eintrittspreis von168 RMB und einer nochmal etwa 15-minütigen Shuttlebus-Fahrt erreichte ich endlich die AAAAA-Touristen-Attraktion.

 

So stellt man sich den Eingang in einen Regenwald-Nationalpark doch vor, oder?
Im gesamten Park standen lächerliche Plastik-Maskottchen, die Mitarbeiter mussten ständig mit einer albernen Geste vorbeigehende Gäste begrüßen und einmal pro Stunde schallte aus den Lautsprechern ein Lied, zu dem alle Angestellten tanzen mussten. Ich habe sie dann aber doch gefunden - ruhige und schöne Ecken.


 

Abends gab's im Hotel ein leckeres BBQ-Buffet. Weil ich aber im letzten Post mit dem Meat-Brunch im Kempi so angegeben habe, erlaube ich hier diesmal nur einen schüchternen Blick auf meinen bescheidenen Nachtisch.


Donnerstag bin ich eine halbe Stunde mit dem Linienbus ans Ende der Welt gefahren.
Hainan galt im alten China als Rand der zivilisierten Welt und war Verbannungsort für in Ungnade gefallene Beamte.
Die Felsen, die in der Tianya Haijiao Scenic Area am Strand stehen, enthalten eingehauene Schriftzeichen, die soviel bedeuten, wie "Rand des Meeres" und "Ende der Erde".

 
 
 

Wie man sieht, anstehen muss man selbst am Ende der Welt.
Freitag habe ich mir nach den Aktivitäten der Vortage einen Tag nur zum Chillen genehmigt. Erst im wahrsten Sinne des Wortes abhängen in der Hängematte, dann rumhängen am und schwimmen im Pool.


Danach Musik hören - wieder in der Hängematte, diesmal aber eine andere. Später noch Baden im Meer.
Als ich auf's Zimmer zurückkam, gab's leider Probleme mit der Elektrik. Eine Lampe war an, ging aber nicht aus; sämtliche anderen Lampen waren aus, gingen aber nicht an.
Zunächst schickte man mir eine Dame vom Housekeeping vorbei. Und da war er wieder, der beherzte Faustschlag gegen das Ding in der Wand, wo die Key-Karte reinkommt. Half aber nix. Musste doch ein "Handwerker" ran - der Haus-Elektriker? Plötzlich saß ich ganz im Dunkeln. Daraufhin kam ein zweiter "Handwerker". Nach einer Weile geschäftigen Handwerkens gingen die Badezimmer-Jalousie runter und zwei Lampen an, jedoch nicht wieder aus. Ahnungs-, nein, Ratlosigkeit über zwei Stunden hinweg. Schließlich Anruf aus der Lobby. Wechsel des Zimmers unter erschwerten Bedingungen. In der Garderobe werkelte noch immer vergebens einer der "Handwerker" auf seiner Trittleiter im mittlerweile wieder stockfinsteren Zimmer. Packen meiner Siebensachen im sparsamen Schein der Handy-Taschenlampe des Hotel-Pagen.

So wurde aus einem geplanten Erholungsurlaub doch noch ein aufregender Abenteuerurlaub, der nun leider auch schon wieder vorbei ist.


Wird Hong Kong das noch toppen können?
Jedenfalls freue ich mich schon auf das nächste Flug-Erlebnis. Plärrende Kinder im Flieger, drängelnde Chinesen beim Check-In, Trinkwasser-Spender, die nicht nur heißes, nein, auch warmes Wasser spenden.


Schade, dass ich kein Millitär-Angehöriger, Feuerwehrmann oder Märtyrer bin, dann bekäme ich am Flughafen Vorzugsbehandlung:
" Military, Family of Military, Martyr and Fire Rescue Personnel Priority."




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