Sonntag, 20. Januar 2019

42| Harry Potter und der Plastik-Efeu-Vorhang

Was war zuerst da? Die Klinik oder die Bank?

Nachdem mich die Hongkong-Männergrippe doch stärker und länger plagte, musste ich hier erstmals zum Arzt. Empfohlen wurde mir eine internationale Klinik, wo es auch deutschsprechende Ärzte gibt. Das ist auch gut so, denn "geschwollener Hals" und "grüner Auswurf" kann ich weder auf chinesisch, noch auf englisch sagen. Bevor man einen Termin bekommt, wird einem aber zunächst die Frage nach der Bezahlung gestellt. Nur Bares ist Wahres. Gut, dass sich in drekter Nachbarschaft zur Klinik gleich 3 Banken befinden. 1125 RMB hat mich die etwa 15-minütige Konsultation beim Arzt gekostet, die 15 % Rabatt, die ich aufgrund meines Jobs bekomme, schon eingerechnet.
Nagut, nun bin ich wieder gesund, mit meinem neuen Hausarzt per "Du" (ist hier offensichtlich so üblich) und seit zwei Wochen wieder am Arbeiten. Außer, dass es mal wieder einen Luftqualitäts-Rekord gab, ist sonst nichts weiter spannendes passiert.


Abgesehen von dem ärgerlichen Umstand, dass ich fast 5 Tage kein Internet hatte. Zunächst hieß es, der Vermieter hätte vergessen zu bezahlen. Nach erfolgter Transaktion blieb mein Router trotzdem tot. Angekündigte, aber nicht gekommene Handwerker verzögerten zudem eine schnelle Lösung, bis dann einen Tag später tatsächlich Handwerker kamen und  endlich wieder "Verbunden" auf meinem Handy-Display zu lesen war. Genauso lahm wie vorher zwar, aber immerhin Internet. Fernsehen kann man hier ja auch vergessen, blieb während der Krankheitstage also nur der Blick aus dem Fenster. Gut, man hätte auch mal was lesen können. Aber bei dem Ausblick ...


In zwei Wochen geht's erstmal wieder in die Luft - nach Yangon in Myanmar. Ende Februar, Anfang März muss ich - wie auch schon mal erwähnt - für ein Arbeitswochenende nach Bangkok. Und meine Planungen für Ende April gehen langsam in die Zielgerade. Japan soll es werden.
Im Juli werde ich dann für 3 - 4 Wochen nach Deutschland fliegen, bevor ich Anfang August Besuch in Peking bekomme.
Und dann ist tatsächlich schon das erste Jahr hier rum. Crazy.
Bis November muss ich für mich geklärt haben, ob ich überhaupt länger als die vertraglich vereinbarten zwei Jahre hier bleiben möchte. Die Entscheidung darüber wird allerdings an ganz anderer Stelle getroffen.
Es bleibt spannend.

So, ich muss jetzt los. Brot kaufen.
Heut abend gibt es'n Stullenteller.

Heute, Samstag, den 26. 01. 2019, gab's mal keinen Stullenteller, sondern rustikale deutsche Küche und'n Cola Rum im "Zeit Berlin" bei zünftiger Musik: Er hat ein knallrotes Gummiboot. 
Den Nachmittag verbrachten wir zu Fünft im Pearl Market. 
Pearl Market? Da bin ich doch im Oktober letzten Jahres nach paar Minuten angenervt wieder raus. Ja, aber diesmal wollten wir die geheimen Räume und Gänge erkunden. Wie hatte eine Kollegin das so schön beschrieben: "Und plötzlich verschwanden die Leute in der Wand." Wie Harry Potter am Gleis 9 3/4. 
Gut, dass wir im Pearl Market noch auf einen Kollegen aus unserer Verwaltung stießen, der uns genauer beschreiben konnte, wie wir diese versteckten Räume finden. Rüber ins Nachbargebäude, Untergeschoss, immer rechts halten, bis zu einem Vorhang aus Plastik-Efeu. Dahinter verbirgt sich eine Tür. Einfach darauf zugehen, dann öffnet sie sich. 
Zunächst fanden wir nichts, hängten uns aber an zwei Skandinavier, die offensichtlich  wussten, wo sie hingehen. Und dann standen wir plötzlich vor einem Vorhang aus Plastik-Efeu in einem spärlich beleuchteten Flur. Dahinter verbarg sich eine Tür. Wir gingen einfach auf sie zu, und sie öffnete sich. 
Aufgeteilt auf mehrere unspektakuläre Räume gab es dort "Designer" - Klamotten, Handtaschen und Uhren. "Marken" - Sneaker, Sonnenbrillen und Schmuck. Für "Qualitäts" - Schuhe muss man allerdings in den 4. Stock fahren, dort jemandem "shoe" zuraunen, der dann mit einem runter in die Tiefgarage fährt. 
Das nenn ich mal ein Einkaufserlebnis. Gekauft hab ich aber nichts. Hab zur Zeit keine Verwendung für Gucci-Taschen, Yeezy Boost's oder'ne Rolex. 
Wobei, nachdem ich hier meine Armbanduhr für einen Batteriewechsel zum "Uhrmacher" bringen musste, ist sie kaputt.
Kurz vor meiner Reise nach Yangon bin ich spontan zu einem anderen Markt, dem Silk-Market, gefahren um nach T-Shirts zu schauen. Ein sehr schönes Einkaufserlebnis hatte ich auch dort. Ich probierte ein Teil an und fragte nach einem Spiegel. "Sicher." - erwiderte die Verkäuferin, zeigte mir, wo ich mich hinstellen sollte, griff nach einem Kleiderbügel mit einem scharzen T-Shirt daran und hielt ihn von außen vor die Glastür. Da hat aber einer in Physik aufgepasst.

Reise-Update: Ende April geht's nach Japan. Erst Tokio, dann Hiroshima. 

Jetzt geht's gleich ins Bett. 




Freitag, 4. Januar 2019

41| Asia's World City - Hong Kong (2)

Meine Wanderung begann mit einem Aufstieg über einen in den Berghang geklöppelten Friedhof, wo die Kunden einbetoniert werden.


Und dann stand ich an einer Weggabelung. Hinter mir der Friedhof, rechts ging es zum Dragon's Back, links zur Big Wave Bay. Ich entschied mich wegen der erhofften besseren Aussicht für rechts.

 

 Dragon's Back ist ein Bergrücken im Südosten Hong Kongs und Teil des Hong Kong Trails. Schon auf dem Weg fand ich die Aussicht grandios.

 

Schließlich erreichte ich mein Ziel und war überwältigt von dieser fantastischen Aussicht.
 

Zurück an der Weggabelung ging ich nun doch noch nach links weiter. Wenn ich denn schon mal da bin.


Big Wave Bay, ein Surfer-Hotspot, der offensichtlich seine besten Zeiten hinter sich hat. Nichtsdestotrotz ein wunderbarer Ort.

 
 
 

Gegen 16 Uhr machte ich mich schließlich auf den Heimweg - mit komplett durchgesifften Schuhen. Auf der Suche nach einem guten Plätzchen habe ich den Wellengang etwas unterschätzt. Egal, das war es wert. Am Ende standen insgesamt rund 12 km auf der Uhr. K.O., aber unheimlich zufrieden erreichte ich das Hotel, und am Abend gönnte ich mir - mal wieder - ein Dinner-Buffet.

Der kommende Tag stand ganz im Zeichen des "Peak", wenn man so will, der Hausberg Hong Kongs. Mit 552 m Höhe zwar nicht der Größte auf dem Gebiet Hong Kongs, aber sicher der Bekannteste, nicht zuletzt wegen seiner atemberaubenden Aussicht.
Weil ich nicht stundenlang an der Peak-Tram anstehen wollte, entschied ich mich für das Wandern.
 

Um es vorweg zu nehmen, zurück hab ich den Bus genommen. Das Ganze nochmal wieder runter, hatte ich kein Bock drauf. Außerdem wurd's empfindlich kalt. Nur noch 12°C im Gegensatz zu den warmen 22°C - 25°C der Vortage.
Zunächst ging's zum Peak Tower, auf dessen Dach sich die Sky Terrace befindet - die höchste Aussichtsplattform Hong Kongs mit einem spektakulären 360°-Panorama.


Und deshalb bin ich da raufgestratzt:

 
 

 Nachdem ich mich satt gesehen hatte, habe ich den Peak auf dem etwa dreieinhalb Kilometer langen Peak Circle Walk umrundet, der ebenfalls fantastische Aussichten bot. 

An den verbleibenden Tagen ist nichts weiter spektakuläres passiert. Bisschen Bummeln. Bisschen Shoppen. Bisschen Abhängen am Hafen.
Bisschen Sport. Nee, das nun gerade nicht. Seit ich in China bin, mache ich nämlich kein Sport mehr. Nicht, dass es mir fehlen würde. Aber gut wär's wohl schon ... denk ich. Naja, mein Vorsatz für's neue Jahr.

Ach, apropos neues Jahr. Da war ja doch noch was Spektakuläres, was - im wahrsten Sinne des Wortes - Bombastisches. Das Silvesterfeuerwerk im Victoria Harbour.

 
 
 


Allen ein schönes, erlebnisreiches, gesundes und erfülltes neues Jahr 2019!




Donnerstag, 3. Januar 2019

40| Asia's World City - Hong Kong (1)


Schon als ich meinen Vertrag in Peking unterschrieben hatte, war für mich klar, dass ich auf jeden Fall mal nach Hong Kong will. Da war ich jetzt eine Woche lang. Und ich habe mir etwas mitgebracht - eine fette Erkältung.
Aber auch viele großartige Eindrücke. Ja, es ist eine World City.

Nach nur dreieinhalb Stunden Anflug auf den Flughafen Chek Lap Kok.

 

Eine halbe Stunde mit dem Airport-Express bis Hong Kong Station und von dort nochmal etwa 20 Minuten mit einem Shuttle-Bus zum Hotel in der Jaffe Road auf Hong Kong Island.
Mir wurde hier im Vorfeld kein atemberaubender 180°- Meerblick versprochen, aber wer auf dem nächsten Foto genau hinschaut, erkennt zumindest meinen ca. 0,5°- Hafenblick.


Knapp 10 Minuten sind's zu Fuß zum Victoria Harbour. Also theoretisch.
Wie ich schnell feststellen musste, ist die Orientierung in Hong Kong, selbst mit Navigation auf dem Handy, nicht so einfach, schon gar nicht für jemanden wie mich, dessen chinesischer Vorname wahrscheinlich Wo Lang gewesen wäre.
Ein bisschen hat mich der Aufbau der Stadt an Edinburgh erinnert. Beide Städte sind aus mehreren Ebenen aufgebaut - Straßen und Wege verlaufen zu großen Teilen  übereinander. Und was in der Karten-App nach einer kurzen Wegstrecke aussieht, entpuppt sich in der Realität als Gewaltmarsch oder als nahezu unmöglich.

Nach Erkunden des Zimmers - das ging schnell, es war relativ klein und dunkel - und der unmittelbaren Umgebung des Hotels bin ich am ersten Abend runtergegangen zum Golden Bauhinia Square am Victoria Harbour, von dem man einen grandiosen Blick auf die abendliche Skyline genießen kann.


Wie ich übrigens herausgefunden habe, kann ich mit meinem Handy aus Videoaufnahmen auch GIF's machen (Ja, wahrscheinlich bin ich der letzte Smartphone-User, der das herausgefunden hat; egal). Jedenfalls gibt's jetzt hier erstmals auch bewegte Bilder:


Ich bin dann noch ein bisschen Richtung Central Pier geschlendert, wo verschiedene Licht-Installationen ausgestellt waren.

 

Am zweiten Tag habe ich Hong Kong Island zu Fuß erkundet mit den schon oben beschriebenen Schwierigkeiten. Konkrete Ziele hatte ich nicht, aber ein paar Points of Interest hatte ich mir vorher in der Karte markiert. Darunter der Hong Kong Park:


Oder Old Town Central mit seinen steilen Seitenstraßen und Gebäuden aus der Kolonialzeit:
 

Obiges Gebäude übrigens war Teil eines Gefängnisses, dessen bekanntester Insasse 1931 Ho Chi-minh war. Und wieder was gelernt.
Anschließend bin ich zum Central Pier gegangen, von wo aus ich mit einer Star Ferry - Boote, die seit 1888 zwischen Hong Kong Island und Kowloon pendeln - auf die andere Seite, sozusagen Festland-Hong Kong schippern wollte.


Das ist keine Star Ferry.
Aber das:


Von der Promenade in Kowloon hat man einen Wahnsinnsblick auf Hong Kong Island, wie die Panorama-Aufnahme ganz oben eindrucksvoll zeigt. Hier nochmal eine S/W-Impression:


Abends bin ich dann noch in einer Mall am Times Square gewesen. Das ist das Tolle an Hong Kong, man kann die Straßennamen lesen. 1841 vom Vereinigten Königreich besetzt und zur Kronkolonie erklärt, ist Hong Kong 1997 wieder an China übergeben worden und seitdem eine Sonderverwaltungszone mit relativ viel Autonomie. Und ich konnte ins Internet - ganz ohne VPN.

 

Für den nächsten Tag hatte ich mir eigentlich überlegt, einen Tagesausflug auf Lantau Island, westlich von Hong Komg Island, zu machen. Dort befindet sich ein Naturpark und das Ngong Ping Village, verbunden über eine fast 6 km lange Seilbahn. Es hätte u.a. den Big Buddha oder das Po Lin Kloster zu besichtigen gegeben.
Hätte, hätte, Fahrradkette.
Ich bin letztendlich gegen 9:30 zur nächstgelegenen U-Bahn-Station gegangen und mit der Island Line Metro in die genau entgegengesetzte Richtung gefahren. 10 Stationen von Wan Chai nach Chan Wai. War für mich auch leichter von der Orientierung her. Und ich bin überzeugt, diese Entscheidung war richtig. Das Ngong Ping Village schien touristisch sehr ausgeschlachtet zu sein. Außerdem war mir die Fahrt mit der Seilbahn zu teuer.
Ich hingegen konnte mir eine ganz andere Seite Hong Kongs - großartige Natur, Berge und Strände - einen Tag lang erlaufen.

 

Doch dazu im zweiten Teil mehr.