Donnerstag, 4. Juli 2019

58| Hamburch, meine Perle...

Bewölkt und frische Brise bei 18 °C (Die Wetter-App zeigt für Peking eine Tagestemperatur von 39 °C an). Und Luft, die man atmen kann (AQI in Hamburg: 25, AQI in Peking: 102, was für Peking schon fast Luftkurortqualität ist). Herrlich.


Nachdem mein Gepäck einen Tag nach mir in Hamburg angekommen ist, bin ich - am dritten Tag hier - auch so langsam dabei, in der hiesigen Zeitzone anzukommen. Ich habe schon einige Termine und Verabredungen wahrgenommen, genieße die Nächte und das Frühstück im Hotel. Heute habe ich einen kleinen Spaziergang gemacht, bevor ich mich nachher wieder in Bus und Bahn hocken muss um zu einer Verabredung in einer Altonaer Kneipe zu kommen.

Update vom 06. Juli:
Heute mittag kann ich die Quarantäne-Station verlassen und beziehe mein Basislager in Poppenbüttel. In den vergangenen Tagen konnte ich den Bierschinken- und Erdnussflipsbedarf meines Körpers für's erste stillen. Dringend muss ich noch meine Grand-Dessert-von-Ehrmann-Reserven auffüllen.


Auf alle Fälle ist die Versorgung gut im Basislager.

Update vom 09. Juli:
Gestern bin ich den ganzen Tag durch Hamburg gelaufen. Eine Erfahrung, die ich von früher so gar nicht kannte. Da hat mich mein Auto, in selteneren Fällen die U-Bahn von A nach B gebracht. Man erlebt seine Heimatstadt viel intensiver. Hamburg ist echt schön. 
Na super. Einen falschen Knopf gedrückt und schon sind die meisten Bilder und Texte der letzten Tage einfach so weg. Ich bin gerade richtig begeistert. 😠

Deshalb mein Deutschland-Aufenthalt jetzt nur nochmal im Schnelldurchlauf.
• Hamburg:


• Bad Schwartau, Ostsee:


• Hannover:


• Berlin:
Peter Fox hat Recht: Schwarz zu Blau. Hier: House of Gin. 


Quer durch Berlin mit dem Cadillac. Ach Quatsch, Cadillac. Pedelec mein ich. Nur paarmal treten und man ist schon fast durch Berlin durch. Macht total Spaß. 


• Mecklenburg:
Auch wenn ich in Meck-Pom zur Zeit nicht tot über'n Gartenzaun hängen will, schön ist meine alte Heimat aber allemal.


Und es ist auch keine Service-Wüste mehr.


Handcreme, Deo, Pflaster, ... und zwei Astra. Alles, was Mann braucht.


Heute ist der 01. August, und ich bin nach vier Wochen in Deutschland wieder auf der Rückreise.
Zur Zeit sitze ich in Kopenhagen und warte auf meinen Weiterflug nach Peking.
Boarding completed.
Die nächsten 10 Stunden werden nun sicher wie im Fluge vergehen. Ein pünktlicher Start sichert pünktliches Ankommen. Immerhin muss ich morgen gleich noch zur Bank meine Miete für die nächsten zwei Monate bezahlen.


Aber jetzt genieß ich erstmal einen "herb & tonic" (Dry Gin mit Indian Tonic, Zitrone und einem frischen Rosmarinzweig).


Ganbei!


Update vom 03. August:
Nun bin ich fast schon wieder 24 Stunden in meiner aktuellen Wahlheimat, habe Einkäufe erledigt, Miete überwiesen, Wäsche gewaschen und mich im Fitness-Studio angemeldet.
Ja, richtig gehört: Fitness-Studio, sogar mit einem 25-m-Pool.
Das Lodderleben hat jetzt endlich mal ein Ende.


Montag, 1. Juli 2019

57| Stampfkartoffeln mit Senf

So, bevor morgen, am 02. Juli 2019, um 14:50 Uhr der Flieger abhebt Richtung good old Germany mit Zwischenstation in Kopenhagen, muss ich hier nochmal klar Schiff machen.
Die letzten Tage waren immer ziemlich lang und anstrengend: Konferenzen, Feiern, Einladungen, Verabschiedungen.
Und ein rein beruflicher Besuch im Happy Valley - einem Vergnügungspark im südlichen Peking. Für chinesische Verhältnisse war der sogar ganz gut gemacht.

 
 

Das Ganze allerdings bei brüllender Hitze, sodass ich mir einen amtlichen Sonnenbrand geholt habe - einen Dienst-Sonnenbrand sozusagen.
Eigentlich keinen Tag in den letzten Wochen hatten wir mal Tagestemperaturen unter 34 - 35 °C, nachts "kühlt" es ab auf "erfrischende" 22 - 24 °C. In den letzten zwei, drei Tagen lagen allerdings auch die Luftwerte zahlenmäßig in diesem Bereich. Ich kann seit langem mal wieder die Berge aus meinen Fenstern und einen blauen Himmel sehen.

Die Aktivitäten auf den Baustellen vor meinen Fenstern nehmen Fahrt auf. Die Halle linker Hand ist doch nicht abgebrannt und auch nicht abgerissen worden, sondern wird offensichtlich aufgehübscht. Auf der Baustelle rechter Hand werden Betonpfähle in den Boden eingelassen und wie wild mit Baggern und Presslufthämmern rumhantiert. Und das sieben Tage die Woche.


Heute wurde ich zudem Zeuge einer Zeremonie, wo vermutlich zum heiligen Bob (dem Baumeister) gebetet wurde. Unter zwei Baggerschaufeln hindurch schritten die Arbeiter auf einem roten Teppich zu einem Schrein oder etwas ähnlichem, vebeugten sich mehrmals und brachten anscheinend Opfergaben dar, was weiß ich, vielleicht Maulschlüssel oder 0,8-er Schweißdraht. 
 

Seit gestern feudel ich durch die Wohnung, hab schon sämtliche Stecker gezogen und Hähne geschlossen, die ich nicht mehr brauche. Morgen vormittag erledige ich den Rest, packe meine Taschen, und dann versiegel ich die Wohnung für die nächsten vier Wochen.
Heut war ich extra nochmal im Ikea um eine große Schüssel zu kaufen, in die ich meine zwei spärlichen Zimmerpflanzen reinstellen möchte in der Hoffnung, dass sie die Zeit nur mit ihren Füßen im Wasser, aber ohne liebevolle Ansprache überleben.
Heute vormittag war ich allerdings ganz entspannt mit einer lieben Kollegin frühstücken. Fast drei Stunden haben wir gegessen, gequatscht, Kaffee und Cappuccino getrunken. Es hat ein bisschen gedauert, bis sie ihr Frühstück mit Tomaten anstelle von Lachs bekam, da sie Vegetarierin ist. Englisch versteht in dem Laden aber niemand wirklich, und so wird einfach immer wieder freundlich genickt bei ihrem Extrawunsch, so dass man den Eindruck haben konnte, sie hätten verstanden. Gebracht haben sie dann aber doch dasselbe Frühstück wie mir. Naja, irgendwann bekam sie aber dann doch, was sie bestellte. Da bin ich echt froh, dass ich auch Fleisch oder fleischähnliche Produkte, wie Köttbullar bei Ikea essen kann.
Sie isst dort immer nur Stampkartoffeln mit Senf.


Update vom 02. Juli, 13:15 Uhr ( Peking-Time):
Das Gepäck ist zum Airport gewuchtet und eingecheckt. Zusätzlich zu meinen Siebensachen nehme ich noch die Posaune einer Kollegin mit nach Hamburg. Der Flug ist lang genug, vielleicht studier ich noch ein Stück ein. 
In einer Stunde beginnt das Boarding.

Update vom 02. Juli, 14:00 Uhr:
Soeben habe ich mich vom ordnungsgemäßen Verladen meines Gepäcks überzeugt.


Die Posaune auf dem Rücken, komme ich mir ein bisschen vor wie ein Star-Posaunist auf dem Flug zum nächsten Konzert. Mir scheint, als schauten mir die Leute wie einem Piloten bewundernd hinterher. Wenn die wüssten, dass ich nicht mal ganz genau weiß, wie das Instrument auf meinem Rücken eigentlich aussieht.

Update vom 02. Juli, 14:55:
Boarding completed, doch pünktlich zum geplanten Start zieht ein heftiges Gewitter über den Pekinger Flughafen. Ich hoffe, die Verspätung wird nicht all zu lang. Immerhin habe ich nur eine Stunde zum Umsteigen in Kopenhagen.
Tja, und in diesem Moment kommt die Durchsage, dass wir wohl noch eine Stunde am Gate stehenbleiben müssen. Passagiere  mit Anschlussflügen sollen sich aber keine Sorgen machen, schließlich könne man umbuchen oder eine Nacht ins Hotel gehen. Ich bin begeistert.

Update vom 02. Juli, 17:20 Uhr:
Ich habe WiFi im Flieger. 15:38 Uhr sind wir vom Hof gerollt, 16:09 kam allerdings die Durchsage, dass vorübergehend wieder alle Startvorgänge ausgesetzt werden. 16:34 Uhr hebt der Flieger endlich ab in den etwas verregneten Himmel über Beijing.


16:56 Uhr dann die finale Durchsage, dass wir mit 45-minütiger Verspätung in Kopenhagen landen werden. Erwische ich möglicherweise noch meinen Anschlussflug? Die nächsten 10 Stunden heißt es jetzt: Abwarten und Gin trinken.


Update vom 02. Juli, 18:30 Uhr:
Während 10 Kilometer unter dem Flugzeug braunes Nichts vorbei zieht (Die Mongolei? Keine Ahnung, außer Höhe und Außentemperatur gibt's keine Infos. Brandenburg wird's ja noch nicht sein.), ziehen auf meinem Tischchen Brot & Butter, gemischter Salat, Prosciutto mit Mozzarella, gebratener Lachs, dark chocolate ice cream und immer wieder Pinot Grigio vorbei.

Update vom 02. Juli, 21:10 Uhr:
Hatte mich grad mal'n bisschen auf's Ohr gelegt. Nu gibt's erstmal'n Käffchen. Wie ich aus der Heimat höre, starten die Flieger aus Kopenhagen zur Zeit auch mit Verspätung. Ich habe weiterhin einen Funken Hoffnung und morgen früh eigentlich auch schon eine erste Verabredung.

Update vom 02. Juli, 18:52 Uhr (Kopenhagen-Time):
In etwa 45 Minuten werden wir in Kopenhagen landen. Gerade kam die Stewardess zu mir und sagte, ich solle am Flughafen zum Gate E6 laufen. Sie warten tatsächlich auf den Star-Posaunisten aus dem fernen China. Was so'ne Posaune doch alles ausmacht. Ich bin gespannt, ob's klappt.

Update vom 02. Juli, 23:15 Uhr (Hamburg-Time):
Es hat geklappt, nicht für mein Gepäck, aber für mein Handgepäck, die Posaune und mich. Freunde haben mich am Flughafen abgeholt, ich konnte das Instrument übergeben, noch zwei Beck's im Hotel und'ne Vollkorn-Stulle mit Leberwurst. Jetzt geht's ins Bett. Nach Peking-Time würd in'ner guten Stunde schon wieder mein Wecker klingeln... wenn ich zur Arbeit müsste und in Peking wäre. Wäre, wäre, Fahrradkette!