Sonntag, 15. Dezember 2019

73| Angkor. Wat?

Die letzten zwei, drei Wochen vor dem wohlverdienten Urlaub waren echt Härte 10. Nun ist die Zeit vor Weihnachten in meinem, wie wahrscheinlich auch in vielen anderen Jobs zwar immer sehr anstrengend, aber dieses Jahr...😒
Naja, nur die Harten komm in'n Garten.
Hinzu kamen nachmittags und abends noch einige private Verabredungen und berufliche Termine: Weihnachtsfeier, Weihnachtskonzert, Essengehen mit Kollegen, hab'nem Freund beim Umzug geholfen, waren mal wieder zu Viert beim Kempi-Brunch und noch ein Adventsnachmittag mit meiner Lieblingskollegin und ihrer Familie bei Kaffee, Gebäck und Whisky. Verzichtet habe ich auf den Weihnachtsbasar in der Deutschen Botschaft und auf eine private Verkleidungsparty mit weihnachtlichem Motto (mein Grinch-Kostüm ist leider nicht rechtzeitig aus der Reinigung gekommen).


Verdammt, soviel Weihnachts-Gedöns. Wo soll man denn bitte noch hinziehen um davon verschont zu bleiben.

Nun reise ich übermorgen erstmal nach Siem Reap in Kambodscha. Alles ist soweit organisiert. Nur das Kofferpacken steht noch aus. Aber was muss ich schon groß einpacken bei vorhergesagten 33 Grad bei meist blauem Himmel die ganze Woche? Sonnencreme.
So sieht's bei ungesunden Luftwerten um die 160 und Temperaturen um den Gefrierpunkt stattdessen bei mir in Peking aus:


Der Schnee ist echt, die Blüten nicht. Die sind aus Plastik. Die werden hier immer zum Winter an kahlen Büschen festgetüddert. Ganz wie Meister Röhrich den Anhänger an Werner's Moped: "Nu seh mal hier, dann nimmst du so. Nu guck! Nen Stück Schweißdraht und tüddelst das hier so rum. Und denn ist das gut!"

Dienstag, der 17.12. 2019, 09:27 Uhr: Käffchen im McCafe. Check-In und Sicherheitskontrollen hab ich hinter mir, allerdings auch wieder zahlreiche Nervenzellen verloren. 6 Mitarbeiter waren damit beschäftigt, mein Visum für Kambodscha anzuerkennen. Ich hatte es nämlich auf Wunsch der kambodschanischen Visabehörde ausgeschnitten, damit es in den Pass eingelegt werden kann. Am chinesischen Check-In-Schalter akzeptiert man ein solches Dokument aber eigentlich nur im A4-Format. Sei's drum, ich bin drin. In'ner halben Stunde beginnt das Boarding. Erst geht's nach Guangzhou, von dort nach Siem Reap. Wenn alles klappt, lande ich dort 17:20 Uhr Ortszeit und werde von einem Fahrer ins Hotel gebracht.
Guangzhou, 15:33 Uhr: Puuh, das war knapp. Nur weil der Flieger nach Siem Reap auch verspätet ist, hab ich ihn im Schlussspurt letztlich noch geschafft. Damit habe ich meine Sporteinheit für heute dann aber auch abgehakt.
Siem Reap, 19:35 Uhr: Endlich sitze ich auf dem Balkon meines Zimmers und rauch ein Zigarettchen. Draußen knattert ein Moped nach dem anderen vorbei. Es sind immer noch 28 Grad.

Mittwoch, der 18.12., 12:15 Uhr:


Was? Entschuldigung bitte, ich bin nicht auf der Flucht, sondern im Urlaub hier.
Aber zuvor habe ich auch schon ein bisschen die Straßen Siem Reaps erkundet, habe den buddhistischen Tempel Wat Preah Prohm Rath angeschaut, bin von Dutzenden Tuk-Tuk-Fahrern angesprochen worden und habe 20 $ für eine kambodschanische Dorfschule gespendet.


Nachmittags ging's auf eine Stadtrundfahrt mit dem Tuk Tuk. Nichts Spektakuläres, aber eine gute Möglichkeit den Radius ein bisschen zu erweitern.


Ein Stopp auf der Tour - um genau zu sein, der einzige - war Wat Thmey, oder auch Killing Fields genannt.  Die Pagode diente zwischen 1975 - 1979 den roten Khmer unter ihrem Anführer Pol Pot als Gefängnis. Viele der unschuldig Inhaftierten wurden gefoltert und getötet. Heute ist die Anlage wieder ein Kloster und dient als Gedenkstätte.


Abends hab ich mich zu'nem Nachtmarkt und zur Pub Street aufgemacht - beides nur wenige hundert Meter von meinem Hotel entfernt.


In Kambodscha zahlt man übrigens fast ausschließlich mit US-Dollar, erst bei Beträgen unter 1 Dollar kommt die Landeswährung zum Zuge. Und so hält man statt 65 ct plötzlich 2600 kambodschanische Riel Wechselgeld in den Händen.
Und morgen in der Früh startet der erste Tag meiner zweitägigen Besichtigungstour der Tempelstadt Angkor. Gute Nacht.

Donnerstag, der 19.12., 15:25 Uhr: Eine über sechsstündige Tempel-Tour findet ihren Abschluss bei Käffchen und chocolate brownie.


Angkor war zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert das Zentrum des Khmer-Königreiches Kambuja, hatte zu seiner Blütezeit um 1200 ca. 1 Million Einwohner und war damit vermutlich die größte Stadt zu jener Zeit und zeugt von der einzigartigen Baukunst der Khmer. Bis heute sollen mehr als 1000 Tempel und Heiligtümer entdeckt worden sein. Ich habe heute im Wesentlichen nur fünf von ihnen besichtigen können, und es war sagenhaft, unbeschreiblich beeindruckend und schön.
Wer noch mit will, bitte einsteigen. Die Fahrt beginnt.


Den Anfang macht Angkor Thom mit dem Bayon...:


...dem Baphuon:


...und dem Phimeanakas:


Ta Prohm ist das nächste Ziel und mein persönliches Highlight des heutigen Tages:



Letztes Ziel für heute ist die berühmte Tempelanlage Angkor Wat, die nicht nur die kambodschanische Nationalflagge ziert, sondern auch das größte religiöse Monument der Welt ist:


Freitag, der 20.12., 15:55 Uhr:
Auch meine zweite, etwa siebenstündige Tagestour führte mich zunächst zu den meist im Wald gelegenen Tempelanlagen von Angkor.


Der erste Tempel heute war auch gleich der Lieblings-Tempel meines Tuk-Tuk-Fahrers, dessen Namen ich aber nicht verstanden habe und ich ihn mir vermutlich sowieso nicht gemerkt hätte: Preah Khan - also der Tempel, nicht mein Fahrer:


Es ging weiter zu einer künstlichen, quadratischen Insel innerhalb einer rechteckigen Wasserfläche: Neak Pean.


Es folgte Ta Som, ein kleiner, verwunschener Tempel. Ein bisschen wie Ta Prohm. Wunderschön.


Eigentlich wollte mein Fahrer noch zwei weitere Tempel mit mir ansteuern, ich zog es vor, mich zum Tonle Sap Lake südlich von Siem Reap, dem größten Süßwassersee Südostasiens, fahren zu lassen. Auf der etwa anderthalbstündigen Fahrt zog das ursprüngliche Kambodscha an mir vorbei.


Kaum noch befestigte Straßen, zum Teil sehr ärmliche Behausungen. In mir kam schlechtes Gewissen auf - der reiche Westler lässt sich zu seinem Vergnügen herumkutschieren, während die Menschen um ihn herum von der Hand in den Mund leben. Zumindest aber schienen mir die Menschen, und vor allem die Kinder nicht unglücklich zu sein.
In der Nähe des Sees angekommen, bestieg ich ein Boot, das mich auf dem Tahas River zum See und zum Kampong Phluk floating village schippern sollte.


Ich war der einzige Gast an Bord des Bootes meiner Kapitänin. Nur ihr kleiner Sohn war noch mit von der Partie. Er machte die Leinen los...


...verschlief aber sonst die Tour.


Kampong Phluk besteht aus meist sehr einfachen, meterhohen Pfahlbauten. Während in der Trockenzeit die Wassertiefe des Tonle Sap bei etwa 2 Metern liegt, steigt sie in der Regenzeit auf bis zu 14 Meter an. Auch verfünffacht sich etwa seine Größe während des Monsuns.


Kurz vor Erreichen des Sees stieg ich in ein kleineres Ruderboot um, mit dem ich ein  kurzes Stück durch einen Mangrovenwald geschippert wurde. Nicht ganz freiwillig zwar - die Leute verstehen ihr Handwerk, den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen - aber trotzdem ein schöner Eindruck von Kambodschas Natur.


Nach Umstieg zurück auf das Boot meiner Kapitänin und ihres immer noch schlafenden Sohnes ging es raus auf den See.


Mit der Außenalster nicht zu vergleichen - Wasser, soweit das Auge reicht.


Morgen chill ich einfach mal nur, und übermorgen geht's am späten Vormittag wieder zurück nach Peking. "Tuk Tuk, Sir?"
Was wird mir von Kambodscha in Erinnerung bleiben? Überwältigende Kulturschätze, beeindruckende Natur, freundliche Menschen. 
Ach, und wann immer zwei Bäume oder Pfähle den richtigen Abstand zueinander haben, wird eine Hängematte dazwischen gespannt. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen