Sonntag, 13. Oktober 2024

96| Gulasch? Nein danke.

Während sich der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS, aufgenommen am 15.10.2024 um 19:37 Uhr in Hamburg, langsam verabschiedet...


...naht auch schon für eine kurze herbstliche Auszeit Budapest.


Nach überpünktlicher Landung saß ich bereits'ne halbe Stunde später im Airport-Express-Bus 100E. Unterkunft für die nächsten Tage war das mondänste und angesagteste Hotel der Stadt, ähm also 1911. In jenem Jahr eröffnete jedenfalls das "Palace Hotel", das hier und da wieder im alten Glanz erstrahlt.


Inzwischen ist's ein Businesshotel mit frisch renovierten Zimmern, gelegen nicht ganz zentral auf der Grenze zwischen VII. und VIII. Bezirk (ein noch eher verrufenes Viertel) an einer ziemlich stark befahrenen Straße. Aber was ein Glück, liegt mein Zimmer doch zum ruhigen Innenhof. Herrlich.


Nach einem kurzen Päuschen führte mich mein Weg zum Stadtwäldchen, einem der ersten öffentlichen Parks der Welt.


Vom geschwungenen Dach des Ethnografischen Museums kann man - im Gegensatz zu meinem Hotelzimmer - den Blick über Park und Stadt schweifen lassen.


Im Stadtpark befindet sich ebenso das 2022 eröffnete House of Music, das vor allem der ungarischen Musik gewidmet und architektonisch echt ein Hingucker ist.


Auf dem abendlichen und von Hunger geplagten Rückweg zum Hotel kam ich in der Nähe des Keleti-Bahnhofs am "Asian Street Food" vorbei, ein Foodcourt mit mehreren kleinen Showküchen aus verschiedenen Regionen Asiens (China, Vietnam, Indien, Thailand, ...). Authentisch und lecker. Schmackofatz. Bis auf montags, wo die ihren Ruhetag haben, war ich jeden Abend dort: Gulasch? Nein danke. Fried Ramen Noodles with Chicken, Pad Kra Phao (medium spicy), Sanxian Dumplings.


Zufrieden und pappsatt ging's im Anschluss nicht etwa auf'n gutes Buch in die Reader's Corner ...


... sondern schnurstracks am Hotel vorbei nochmal runter an die Donau und später auf'n kaltes Dreher Lager in die Hotelbar. Egeszsegedre!


Am nächsten Tag (der im Keller des Hotels gelegene "Fitnessraum" ist keine weitere Erwähnung wert) zog es mich nach einem guten Frühstück im Palace-Restaurant für einen langen Stadtbummel zunächst wieder an die Donau. Wo immer auf dem Weg dorthin mal ein Tor offen stand, schlich ich mich in den Hinterhof.


Nach der Liberty Bridge und der Zentralen Markthalle ging's erst noch weiter am Pester Ufer der Donau entlang, dann vorbei an der St.-Stephans-Basilika, zudem durch's jüdische Viertel mit der Großen Synagoge.


Drin war ich allerdings in keinem dieser Gebäude, stattdessen in der zweiten Tageshälfte auf der Buda-Seite der Donau. An beiden Ufern gibt es - zumindest wo ich unterwegs war - leider keine schöne Promenade, sondern man marschiert oft parallel zu stark befahrenen Straßen. Mir scheint, Budapest hat ein Verkehrsproblem.


Drum etwas weg vom Straßenlärm und kurzer Aufstieg vorbei an einem künstlichen Wasserfall zum St.-Gellert-Denkmal. An dieser Stelle soll im 11. Jahrhundert der missionierende Bischof Gellert von heidnischen Ungarn in einem Fass den Hang hinunter in die Donau gerollt worden sein. Vermutlich wird er sich nicht am recht schönen Ausblick von hier oben erfreut haben.


Zurück auf die Pester Seite ging es schließlich über die beeindruckende Kettenbrücke.


Erstes Ziel des nächsten Tages war die Margareteninsel, die bekannteste Donauinsel Budapests, die mit ungefähr 2,5 km Länge und etwa 500 m Breite gut zu erlaufen ist. Den Japanischen Garten habe ich nur am entsprechenden Wegweiser erkannt, der Weltkulturerbe-Jugendstil-Wasserturm war verschlossen. Die Ruinen eines ehemaligen Dominikanerklosters kann man sich mal angucken.


Weiteres Ziel später am Tag war über Umwege das mittelalterliche Burgviertel, gelegen auf dem etwa 170 m hohen Burgberg und entstanden aus dem alten Budaer Stadtkern. Ohne Zweifel wunderschön mit den Gassen und den barocken Häusern, der Matthiaskirche, der Fischerbastei und dem Burgpalast, der und dessen unmittelbare Umgebung zur Zeit allerdings eine Großbaustelle ist, weil dort zerstörte Baudenkmäler wiederaufgebaut werden.


Am ungarischen Nationalfeiertag zog's mich bei perfektem Wetter dann doch raus aus der Stadt in die Natur. Ziel war der Janos-Hügel, der mit 527 m höchste Berg auf Budapester Stadtgebiet. Wie sich herausstellte, eine fabelhafte Wanderstrecke durch eine herbstlich bewaldete Hügellandschaft.


Nach der ein oder anderen steileren bzw. anspruchsvolleren Passage (der vorhandene Sessellift kam für mich nicht in Frage)...


...war der Gipfel erreicht. Nur leider war alles zugewachsen, keine Sicht nach nirgendwo. Die Ungarn wären aber keine Ungarn, wenn sie darauf nicht die passende Lösung parat hätten, nämlich den vor mehr als 100 Jahren erbauten Elisabeth-Aussichtsturm.


Der fast 24 m hohe Turm kann kostenlos bestiegen werden und bietet von 4 unterschiedlich hohen Aussichtsebenen einen herrlichen Rundumblick über die umgebenden Wälder und Hügel sowie die in der Ferne liegende Stadt.


Für den Rückweg hatte ich eigentlich einen Limousinenservice gebucht. Das angemessene Fahrzeug stand bereit, ein ZIS-110, in den 1940-er und 1950-er Jahren in der Sowjetunion gebaut und u.a. als Staatskarosse genutzt, nur vom Fahrer keine Spur. ;-)


Nagut, also doch zu Fuß zur nächstgelegenen Bushaltestelle mit kurzem Abstecher zur MOME - Moholy-Nagy University of Art and Design.


Trotz mancher schöner Ecke konnte mich Budapest nicht so richtig abholen. Die asiatische Kulinarik ist hingegen spitzenmäßig. Zumindest im Nachhinein nicht ganz überraschend, denn wie ich gelesen habe, lebt in Budapest die größte chinesische Community Mitteleuropas. 
Ach, es zieht mich wieder nach Asien, und es ist schon was geplant, aber leider auch noch ziemlich lange hin.