Mittwoch, 13. August 2025

101| Kurzurlaub auf dem Todesstern

Wir beginnen mit ein bisschen Mathematik: Der ICE 509 fährt zwei Minuten zu früh in den Berliner Hauptbahnhof ein, der IC 2474 hingegen 8 Minuten verspätet ab. Der EC 57 wiederum wird 5 Minuten später als vorgesehen bereitgestellt. Wie heißt Bahnchef Lutz mit Vornamen?

Ich bin wieder nach Wroclaw gereist, im Gegensatz zu den beiden anderen Malen jedoch nicht geflogen. Geht auch. Deshalb fiel die Wahl dort aber nicht auf mein absolutes Lieblingshotel, sondern eines in Bahnhofsnähe - nach aufwendiger Rekonstruktion erst vor kurzem wiedereröffnet.


Ein Pralinchen, KFC im Bahnhof und ein Zywiec in der Hotelbar. Mehr gibt's zum ersten Abend nicht zu sagen.


Nach Gym und Frühstück waren die ersten Ziele am nächsten Tag das Stadtwäldchen Las Rakowiecki und der Park Wschodni. Gesundheit! 
Beides nix besonderes, vielleicht ein bisschen zu vergleichen mit dem Niendorfer Gehege in Hamburg. Zumindest Schatten sowie Inspiration für eine Kayak-Tour, schlängelt sich doch die Olawa, ein Nebenfluss der Oder, an beiden Grünanlagen vorbei.


Nachdem nachmittags ein Stück Blueberry-Cheesecake dazu verhalf meine Zuckerreserven aufzufüllen, bin ich - immer auf der Suche nach Schatten - so hier und da in der Gegend rumgeschlurft.


Zum Sonnenuntergang verlagerte sich die Suche weg von Schatten hin zu fotogenen Orten, nicht jedoch bevor es im "Mandarin House" lecker Abendessen gab.


Achja, und'n kaltes Zwierzyniec im Bulwar Bistro & Café direkt an der Oder war auch noch drin.


Auf dem Weg zurück zum Hotel hab ich dann nochmal meine Kamera - mehr oder weniger von Erfolg gekrönt - zum Einsatz gebracht.


Der nächste Tag startete jedenfalls weniger erfolggekrönt, war doch erst eine Stunde Schlange stehen beim Bootsverleih des "Odra Centrum" angesagt, anscheinend hatte halb Polen eine Kayak-Reservierung. Endlich an der Reihe, konnte ich direkt wieder gehen. Mein Personalausweis ist leider seit 6 Tagen abgelaufen und der Pass lag im Zimmersafe. Etwas unmotiviert ging es auf reichlich Umwegen quer durch die Stadt zunächst ins Hotel um die größte Hitze im klimatisierten Zimmer abzuwarten. Runtergekühlt bin ich zum Abend dann wieder vor die Tür, an die Oder und auf'n Bierchen zur Neon-Galerie.


"Plitsch-Platsch, Plitsch-Platsch" - so kommentierte einst wenig begeistert eine Kollegin die Fortbewegung auf dem Wasser mittels Kayak. Ich find's gut, also Pass zur nun zweifelsfreien Feststellung meiner Identität eingepackt und ab auf's Boot. Der leichte Wind lässt heute am letzten Tag in Wroclaw zumindest auf dem Wasser die Temperaturen etwas besser aushalten.


Und der Abend bot sich abermals an um noch ein bisschen durch die Stadt zu streifen.


Am morgigen Tag steigen in Wroclaw die Temperaturen auf 32°C, da sitze ich jedoch bereits im Zug, reise weiter ins Innere des Todessterns nach Berlin, wo mich bis zu 35°C erwarten. 


Jetze zisch ick noch jemütlich'ne Molle und freu mir für Meister Alfred ihm seine berühmte 40 Jahre alte Hackepeterboulette.


Heut geht's von Berlin raus in die weite Welt. Also, ähm, nach Marzahn-Mitte. Dort kann man neben herrlichen Plattenbauten auch die Gärten der Welt bestaunen.


Deren Existenz war mir bis vor kurzem überhaupt nicht bekannt, obwohl erste Bereiche des Geländes bereits in den 1980er-Jahren noch zu DDR-Zeiten angelegt wurden. Ab Ende der 1990er-Jahre entstanden daraus dann die Gärten der Welt. 
Für die Anfahrt muss man schon so'n Stündchen einplanen, und bei brüllender Hitze wie heute sind die nichtklimatisierten Berliner S- und U-Bahnen die Hölle auf dem Todesstern, die Gärten versprechen hingegen kühlenden Schatten. Über drei Stunden war ich letztendlich dort, habe bei weitem nicht alles gesehen, aber nach Rosen, Dahlien und Stauden war mir eh nicht so. Stattdessen habe ich die für mich schönsten und interessantesten Ecken rausgesucht. Dazu folgen nun einige Bilder, die man so wahrscheinlich nicht unbedingt aus Berlin erwartet. Auf weitere historische Hintergründe, Ausführungen zur Gartenphilosophie und lustige botanische Pflanzennamen, wie den Bachnelkenwurz, wird hier verzichtet. Das findet der Gartenfreund auf der gut gemachten Homepage der Gärten der Welt.

Internationale Gartenkabinette (u.a. Brasilien, Los Angeles, China):


Wassergärten:


Garten des wiedergewonnenen Mondes (Chinesischer Garten):


Erstmal gab's bei der Hitze aber einen erfrischenden Laoyin-Tee im Teehaus. Jetzt kann's weitergehen.


Christlicher Garten:


Garten des zusammenfließenden Wassers (Japanischer Garten):


Koreanischer Garten:


Garten der drei Harmonien (Balinesischer Garten, vollständig in einer Tropenhalle gelegen):


Orientalisch-Islamischer Garten:


Reflecting Gardens:


Die Gärten der Welt - eine unbedingte Berlin-Empfehlung.
Für den zweiten Tag musste abermals ein Ort gefunden werden, an dem man nicht auf der Stelle verglüht. Ich entschied mich für die Spandauer Vorstadt im Bezirk Mitte. Würd einem vielleicht nicht als erstes in den Sinn kommen, wenn man der Hitze entfliehen möchte, aber es ist einer der ältesten erhaltenen Berliner Stadtteile mit zahlreichen schattenspendenden Hinterhöfen, von denen die Hackeschen Höfe sicher die bekanntesten sind. Darüber hinaus gibt es weitere, wie die Sophie-Gips-Höfe, die Heckmann Höfe oder den Kunsthof Berlin. Das sind jedenfalls die, die ich ganz sehenswert fand. Ebenfalls sehenswert sind Clärchens Ballhaus, ganz klar die Neue Synagoge oder das Haus Schwarzenberg. Gerade letzteres hebt sich als alternatives Kulturzentrum erfrischend deutlich von der Nachbarschaft ab, wie die letzten Fotos der folgenden Bilderserie zeigen.


Wie angekündigt ändert sich jetzt ein wenig das Erscheinungsbild.


Tja, das war's schon wieder mit Berlin und pünktlich zum Abreisetag kühlt auch der Todesstern langsam aus.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen