Was bisschen wie Zelturlaub auf'm stillgelegten Truppenübungsplatz in Niedersachsen klingt, ist nicht mehr als der klägliche Versuch, durch eine eigens kreierte Wortschöpfung die Aufmerksamkeit auf meinen neuen Post zu lenken. Und Malmhagen klang da irgendwie griffiger als Kopenmö. Naja, egal.
Dreimal war ich schon in Kopenhagen und wollt längst mal wieder hin. Neben Amsterdam und Edinburgh eine meiner absoluten Lieblingsstädte in Europa. Als ich mit den Planungen für den Sommer begann und bei der Suche nach einem Hotel in der dänischen Hauptstadt auch immer welche im südschwedischen Malmö aufploppten, entschied ich mich kurzerhand für beide Destinationen.
Rüttel, ratter, rumpel, quietsch - 6 Stunden Eisenbahnromantik von Hamburg nach Malmö. Um es gleich vorwegzunehmen, die fünfstündige Rückfahrt mit dem EC 395 der Deutschen Bahn von Kopenhagen nach Hamburg war zwar überraschend pünktlich, glich sonst aber einer Höllenfahrt.
In Malmö angekommen, bezog ich 15:45 Uhr für zwei Nächte mein Hotelzimmer in der 12. Etage. Sehr zentral gelegen und mit ganz gutem Ausblick. Frühstück gut, Gym ok, alles bestens.
Beim ersten Rundgang durch den Stadtteil Västra Hamnen mit seinem markanten Hochhaus Turning Torso, das ich ziemlich hässlich finde, und anschließend durch die Altstadt mit dem Stortorget und dem Lilla Torg, konnte mich die Stadt noch nicht so richtig abholen, da halfen weder der Chocolate-Muffin im "Wayne's Coffee" noch die Pizza Funghi im "Spot".
Mit der Lage am Wasser konnte die Stadt dann doch noch Punkte einfahren...
...vor allem am Abend.
Der zweite Tag stand unter dem Motto: Alt gegen neu. Zuerst nochmal bisschen Altsadt, dann Rundweg um das Malmöhus Slott, eine Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert.
Modern bis futuristisch wurde es an der Bahnstation Triangeln und anschließend im Stadtteil Hyllie, wo sich u.a. die Malmö Arena, der Austragungsort des diesjährigen ESC, befindet.
Tja, und am nächsten Tag ging's mittags auch schon mit dem Flixbus über die Öresundbrücke nach Kopenhagen.
2023 ist Kopenhagen von der UNESCO zur Welthauptstadt der Architektur ernannt worden. Und da mich moderne Architektur sehr fasziniert, führte mich mein erster Gang direkt zu den erst kürzlich eröffneten Kaktus Towers, die knapp 500 Apartmentwohnungen verteilt auf zwei 60 m bzw. 80 m hohe Türme bieten.
Entschleunigung und herrliche Ruhe mitten in der Stadt, während unter mir eifrig Rödknot-Servietten, Glimma-Teelichter und Drömsk-Übertöpfe in blaue Frakta-Taschen geworfen werden. Später am Nachmittag noch ein Abstecher zu den Axel Towers in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vergnügungspark Tivoli...
...dann gemütlich schlendern am nördlichen Ufer des Kobenhavns Havn, zurück am südlichen Ufer bis zur Bryggebroen beim Shopping Center Fisketorvet, wo ich mir im dortigen Foodcourt einen mexikanischen Burrito schmecken ließ...
...zu dem etwas später wunderbar ein kaltes Carlsberg passte. Skål.
Dieses sollte zu einem festen Abendritual in der Bar 50 des unweit meines Hotels gelegenen Danhostels werden. Die Bar bot zwar die Gemütlichkeit einer Kleingartenvereinsgaststätte und roch wie im Second-Hand-Laden, hatte aber von 20:00 - 21:00 Uhr eine Happy Hour. So nämlich.
Bei früheren Aufenthalten in der Stadt war auch immer mein Rad mit dabei, heute griff ich zurück auf ein Leihfahrrad von Donkey Republic. Erstes Ziel war Kalvebod Fælled, ein Gebiet im Südwesten der Insel Amager. Auf der einen Seite des Radweges die Køgebucht, auf der anderen Seite Salzwiesen, Heidelandschaft, Vogelschutzgebiet und Birkenwald.
Nördlich schließt sich Ǿrestad, Kopenhagens jüngstes Stadtviertel, an. Eine gute Gelegenheit für weitere architektonische Fotomotive.
Oben das 8Tallet, ein Gebäude in Form einer Acht mit Wohnungen, Reihenhäusern, Einzelhandels- und Gewerbeflächen. Unten das Tietgenkollegiet, ein Studentenwohnheim, dessen runde Form an die chinesische Hakka-Architektur angelehnt ist. Mein Studentenwohnheim damals war eher an den Brutalismus angelehnt.
Zurück ins Hier und Jetzt. Weiter ging's mit dem Rad zum CopenHill - Skipiste und Wandergebiet auf dem Dach einer Müllverbrennungsanlage. Mit 85 m Höhe weithin sichtbar, bietet sich vom "Gipfel" ein Panoramablick über die Stadt.
Der Blick in die andere Richtung ist außergewöhnlich.
Nach fünfstündiger Radtour Kaffeepause im Espresso House. Abends entspanntes Umherstreifen durch die langsam dunkler werdende Stadt.
Am nächsten Tag schnappte ich mir nach einem morgendlichen Workout im Gym abermals ein Leihfahrrad. Knappe 6 Stunden quer durch die Stadt u.a. mit Freistadt Christiania und Nordhavn.
Tags drauf nach Gym und ausgiebigem Frühstück ganz entspanntes Bummeln durch die Gassen der Stadt, vorbei u.a. am Runden Turm, an der Großen Synagoge, am Schloss Christiansborg, dem ein oder anderen Second-Hand-Laden und immer wieder am Wasser.
Tja, und dann wurd's auch schon Abend, leider der letzte Abend. Ich werde ganz sicher mal wieder nach Kopenhagen reisen, wenn vielleicht auch nicht mit dem EC 395 der Deutschen Bahn.
Ein weiteres Ziel dieses Sommers ist auch schon fast eine alte Bekannte - Wroclaw. Eine neue alte Bekannte lernte ich nach Ankunft gegen 14:30 Uhr an einer Bushaltestelle kennen - Isabell. Schon was älter, bisschen verhuscht und leicht angetüdelt, aber sehr freundlich, streckte sie mir eine verkorkte Flasche Rotwein entgegen und gab mir in einem Mischmasch aus polnisch, englisch und deutsch zu verstehen, dass ich ihr die Buddel öffnen solle. Gerade keinen Korkenzieher zur Hand, plauderten wir noch kurz so gut es eben ging, dann zog sie zu einem nahe gelegenen Kiosk weiter.
Mein Zimmer für die nächsten Tage, betrachtet nicht durch die glasigen Augen von Isabell, sondern durch die Duschabtrennung. Nicht zuletzt bin ich genau wegen dieses Hotels wieder hier. Einfach großartig. Durch die Lage auf der Dominsel ist fast alles fußläufig erreichbar. Und das tat ich auch jeden Tag nach morgendlichem Workout im Gym und ausgiebigem und hervorragendem Frühstück - die Stadt zu Fuß erlaufen. Es folgen ein paar Impressionen.
Diesmal stattete ich zudem "Manhattan", wie ein Wohn- und Geschäftskomplex aus den 1970-er Jahren genannt wird, einen Besuch ab. Neben der Altstadt sollten diese Wohntürme zu sozialistischen Zeiten ein weiteres Zentrum Wroclaws bilden. Brutal.
Abends ist durchaus die Neon-Galerie, ein Hinterhof mit alten Leuchtreklamen, einen kurzen Besuch wert. Einige der Neon-Leuchten gehen zwar nicht mehr, trotzdem herrscht eine ganz gute Stimmung in diesem Hinterhof, nicht zuletzt wegen der Bars.
Ein weiterer Tag stand zumindest für zwei Stunden im Zeichen des Wassersports.
Ich tat es den Zwergen nach, mietete jedoch nur ein Kayak um Wroclaw und die stadtnahe Umgebung auf der Oder zu erpaddeln.
Der japanische Garten war diesmal wieder mit dabei. Die Anreise erfolgte allerdings nicht mit dem Kayak, sondern mit der Straßenbahn.
Danach bin ich im Vier-Kuppel-Pavillon, einem Ausstellungsgebäude von 1913, aus Versehen in eine Kunstausstellung geraten, wollte ich doch eigentlich nur mal kurz die Kuppeln bestaunen.
Und da der "Multimedia-Springbrunnen" auch gleich um die Ecke ist, hab ich mir noch eine Vorstellung gegeben. Und die war gar nicht mal so gut. Naja, ist halt nicht Las Vegas und schon gar nicht Dubai. Immerhin können hier die Kinder während der Vorstellung im Wasser spielen.
Tags drauf gab's das Wasser eher von oben.
Konnte ich mir halt noch mehr Zeit für's Frühstück nehmen...
... und Pfützenbilder machen.
Und nochmal einen Tag später ging's auch schon wieder zurück. Ich hatte gerade mein Gepäck aufgegeben, da wurde der Airport wegen eines herrenlosen Rucksacks komplett evakuiert.
Nun ist der Airport in Wroclaw nicht so wahnsinnig groß, sodass sich nach dieser Aufregung alles wieder relativ schnell normalisierte. Trotzdem zum Abschluss noch ein Hauch von Truppenübungsplatz.