Dienstag, 1. Oktober 2019

66| I ❤ SH

Klar, mein Schleswig-Holstein mag ich auch sehr. 


Aber Shanghai ist ja wohl sowas von abgefahren.
Nach nur einer Nacht in Peking startete 12:10 Uhr schon wieder unser Zug zurück in diese Wahnsinns-Metropole. Der Bahnhof war zwar einigermaßen voll, aber es war nicht annähernd so schlimm, wie ich befürchtet hatte. 


6 Stunden dauerte diesmal die Fahrt. Zum einen, weil der Zug langsamer unterwegs war ("nur" gute 300 km/h), zum anderen, weil mehrere Zwischenhalte auf der Strecke lagen. Fahrplanmäßig Punkt 18:07 Uhr hielt der Zug in der Shanghai Railway Station, von der unser Hotel nur wenige Gehminuten entfernt ist. Von meinem Hotelzimmer im 15. Stock sah ich über den Bahnhof hinweg rüber zu dem Schrammel-Hotel, in dem ich die eine Nacht während der "Dienstreise" verbracht habe.
Am Abend sind wir in der näheren Umgebung unseres Hotels was essen gegangen und schmiedeten bei kaltem Bierchen Pläne für die nächsten Tage.

Tag 1: Nach ausgiebigem Frühstück und mit einer aufziehenden Erkältung im Anzug gingen wir zunächst auf eine etwa einstündige Erkundungstour mit einem Hop-on-Hop-off-Doppeldeckerbus.


Anschließend führte uns unser Weg durch die East Nanjing Road, einem ziemlich großen Shopping-Boulevard, hin zum Bund - der Promenade, von der man den ultimativen Blick auf die atemberaubende Skyline von Shanghai werfen kann.


Streng genommen ist es eigentlich "nur" die Skyline von Pudong, dem Financial District von Shanghai. Dort, wo vor ca. 30 Jahren noch Reisbauern knietief im Wasser standen, steht nun Wolkenkratzer an Wolkenkratzer.


Dass übrigens der hiesige Nationalfeiertag unmittelbar bevorstand, war jederzeit allgegenwärtig.


Nach dem Bund zog es uns weiter zum bereits 1559 angelegten Yu-Garten, der aber leider bis 31.Oktober geschlossen ist. Naja, egal, nebenan liegt gleich die Altstadt von Shanghai mit verwinkelten Gassen und erhalten gebliebenen bzw. restaurierten Holzhäusern, die Restaurants, Cafe's und Geschäfte für Handwerkserzeugnisse, Tee und allerlei Touri-Nippes beherbergen.


Vor allem abends, wenn die Gebäude und alles andere drumherum beleuchtet sind, grenzt es schon ein bisschen an Kitsch, ist aber gerade noch wunderschön.


Unser daran anschließende Weg zurück am Bund ist ohne Worte.


Was da abgeht, lässt sich nicht in Worte fassen: überdimensionaler Rummelplatz, nicht von dieser Welt, großer bunter Kaugummi-Automat ...


Am späten Abend sind wir noch in ein kleines Restaurant auf eine große Terrine Nudelsuppe eingekehrt. Mit einem Dosenbier und fetter Erkältung endet Tag 1.

Tag 2: Mit einer fetten Erkältung und ohne Dosenbier startet Tag 2. Es geht in den Stadtteil Qibao, ebenfalls ein historischer Teil Shanghai's, gebaut vor über tausend Jahren. Umgeben von zwei Wasserstraßen findet man auf dem etwa 2 Quadratkilometer großen Areal traditionelle Gebäude, Tempel, Teehäuser, Läden und Restaurants.


Am späten Nachmittag stand dann das absolute Kontrastprogramm auf dem Plan - Pudong.


Der Jin Mao Tower, das Shanghai World Financial Center ( oder kurz: der Flaschenöffner) und der Shanghai Tower - mit 632 m Höhe zur Zeit dritthöchstes Gebäude der Welt nach dem Burj Khalifa in Dubai und dem Skytree in Tokio - bilden ein eindrucksvolles Ensemble moderner Architektur.
Und wenn man schon mal da ist...


...dann muss man auch schnell mal in 30 Sekunden mit dem Fahrstuhl zum Observation Deck des Shanghai Towers in der 118. Etage auf 546 m Höhe fahren. Ein bisschen diesig zwar, und es zogen auch immer mal wieder Wolken durch - trotzdem ein mega Ausblick.


Gerade bei Nacht sind die Aussichten von unten mindestens genauso spektakulär wie von oben.


Mit einem Abendessen und'nem Fläschchen Wein klang Tag 2 dann langsam aus.

Tag 3: Es ist Nationalfeiertag. In Peking scheint die Sonne. Natürlich. Hier regnet's. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, den Jade Buddha Tempel, einen von 1918 bis 1928 erbauten buddhistischen Tempel, zu besichtigen. 


Man beachte in obigem Bild, buddhistische Mönche haben im Gegensatz zu christlichen Geistlichen einen Heiligenschein am Fuß. 
Danach zog es uns - immer noch bei strömendem Regen - in die French Concession. Nach dem ersten Opiumkrieg (1840 - 1842) errichteten erst die Briten, dann die Franzosen eine Konzession in Shanghai. Typisch für die French Concession und damit ein Kontrast zum sonst üblichen Stadtbild sind Baum-Alleen und ein europäisch geprägter Baustil. 


Und wenn man nicht immer mal wieder mehr oder weniger dezent daran erinnert worden wäre, dass heute der 70. Jahrestag der Volksrepublik China ist, man hätte es glatt vergessen können. 


Morgen um diese Zeit werde ich schon wieder in der Hauptstadt sein. Mal schauen, welche Auswirkungen des Nationalfeiertages oder welche Einschränkungen dort auf mich warten.
So, und während meine Schuhe trocknen, guck ich noch'n bisschen CCTV, die rund um die Uhr und hautnah von den Paraden und dem Drumherum aus Beijing berichten.



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