Sonntag, 14. Oktober 2018

30| F-Dur, Tesa-Moll

Wie ich schon mal erwähnte, sind nicht nur einige Bewohner meines Gastlandes, sondern auch meine Fenster nicht ganz dicht. Doch selbst mit von einem Kollegen empfohlenen Fensterdichtungen von Tesa-Moll bleiben die Undichtigkeitsprobleme. Ein bisschen  besser ist es zwar geworden, aber bei stürmischen Winden, die mit dem beginnenden Herbst häufiger und stärker wurden, pendeln regelmäßig meine Deckenlampen hin und her. Vielleicht bau ich da noch'n Uhrwerk ein. Spannend wird's Richtung Winter, wenn die Temperaturen deutlich unter Null Grad sinken. Relativ kalt ist es auch jetzt schon nachts und morgens mit um die 4 Grad geworden, während man tagsüber noch locker mit dem T-Shirt rumlaufen kann.

Dies Wochenende allerdings habe ich Aktivitäten im Freien auf ein Minimum begrenzt. Mit einem Luftqualitätsindex im Bereich "very unhealthy" erlebe ich hier gerade meine bisher schlechtesten Luftwerte.
Luftqualitätsindex rauf, Lebensqualitätsindex runter!?
Gut, dass ich mir gestern einen Luftreiniger für die Wohnung gekauft habe. Ob er wirklich was bringt, ist fraglich, aber es beruhigt, wenn der Propeller leise vor sich hin schnurrt und es auf dem Display grün leuchtet.
Der Kauf war allerdings ein Zufallskauf. Ich mochte nur nicht mit leeren Händen nach Hause zurückkehren. Eigentlich wollte ich ein bisschen bummeln in einer Mall - in einer riesigen Mall. Mal nach Schuhen und Klamotten gucken. Das wollten aber auch die anderen 20 Millionen Einwohner der Stadt.

Heute nachmittag haben eine Kollegin und ich es etwas ruhiger angehen lassen, indem wir uns zum Kaffee verabredeten. Sie hatte in der Karte ein nettes Cafe herausgesucht, wo sich dann aber nur die Botschaft von Ghana befand. Möglicherweise haben die auch guten Kaffee. Wir haben aber nicht gefragt.
Zumal das Sicherheitspersonal so mancher Botschaft etwas unentspannt guckt. Vor einer Botschaft stand ein gepanzertes Fahrzeug mit verdunkelten Scheiben und Löchern an den Seiten, wo man Gewehre durchstecken kann. Ich habe meine Kollegin nur kurz darauf aufmerksam gemacht, schon öffnete sich die Tür des Wagens. Wir haben unseren Schritt ein wenig beschleunigt.
In der Nähe gibt es auch ein deutsches Lokal. Also da für'n Käffchen rein. Gähnende Leere bis auf zwei andere Gäste und vier Leute Personal. Dunkel, braune, in die Jahre gekommene Möbel, Staubfänger aus dem maritimen Bereich, soweit das Auge reicht, "Schmidtchen Schleicher" und andere Gassenhauer aus den Boxen. Cappuccino und Käsekuchen - und schnell wieder raus. Wenn man mal ganz dolles Heimweh nach Deutschland, einem Admiralsschnitzel mit Bratkartoffeln und den 80-er Jahren hat - herzlich willkommen.
Nur 30 m weiter ein fantastisches italienisches Cafe. Voller Leute, hell und freundlich.

Vor kurzem waren wir auch mal auf Empfehlung einer türkisch-stämmigen Kollegin in einem Halal-Restaurant essen. Durchaus sehr leckere Sachen dabei: Saftiger Fisch, würzige Lamm-Spieße, gerösteter Blumenkohl. Das Spannendste an diesem Abend war aber nicht das Essen, sondern der Streit, der sich vor unserem Raum zutrug. Offensichtlich gab es innerhalb des Personals Meinungsverschiedenheiten, die zu einem riesigen Tumult mit großem Geschrei und Handgemenge auswuchsen. Wir überlegten schon, ob wir die Geschirr-Kommode von innen vor die Tür schieben und durch die Revisions-Klappe in der Decke fliehen sollten. Wir kamen dann aber doch unbehelligt aus der Sache raus.

Noch 73-mal schlafen bis Hong Kong. Wie gesagt, alles gebucht. Freu mich drauf.


Nun bin ich seit gestern am Überlegen, ob ich nicht davor noch ein paar Tage nach Hainan fliege - eine Insel ganz im Süden Chinas, die als das "Hawaii von China" gilt. Mal richtig ausspannen. Verdient hätte ich es mir, schließlich liegen viele Wochen aufopferungsvoller Arbeit vor mir.


Andererseits ein bisschen absurd, zunächst gute vier Stunden in den Süden zu fliegen, eine knappe Woche später zurück nach Peking um nach vier Tagen dreieinhalb Stunden im Flieger nach Hong Kong zu sitzen. Und nach'ner Woche dann wieder nach Peking.
Da fällt mir spontan der Knaller-Hit "Jet Set" von Carmen Geiss ein, der übrigens auch gut in dem oben erwähnten deutschen Lokal laufen könnte. R-o-o-o-obert. 😜
Ich schlaf mal noch eine Nacht drüber. Dann wäre's auch nur noch 62-mal schlafen bis Hainan.


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