Montag, 20. August 2018

16| Neulich bei IKEA



 Auch wenn meine Butze ganz ordentlich eingerichtet ist und eine Grundausstattung an Haushaltsgegenständen enthält, mussten doch noch einige Ausrüstungsgegenstände her. 
Also Samstag mit zwei Kollegen auf zu IKEA. Es war brechend voll, aber ich hatte Schlimmeres erwartet, denn IKEA ist für Chinesen eine Pilgerstätte,  Entspannungsoase und ein Erlebnispark für Jung & Alt. In den aufgebauten Zimmern sitzen mitunter ganze Familien, essen, lesen, fühlen sich offensichtlich wohl. Auf den Couchen klönen angeregt Leute, spielen an ihren Handys oder halten ein Nickerchen. Ist die Müdigkeit zu groß oder die Couch zu unbequem - kein Problem, es gibt ja die Schlafzimmer-Abteilung. Dort liegen tatsächlich Menschen zugedeckt und schlafend in den Betten. Skurril. 
In der Markthalle scheint der neueste Schrei zu sein, sich zwischen den Hochregalen im Einkaufswagen sitzend fotografieren zu lassen. Kann aber auch an meinem Alter liegen, dass ich das komisch finde. Endlich am Hot-Dog-Stand angekommen, schreit eine IKEA-Mitarbeiterin unentwegt über ein Mikro und einen an ihrem Gürtel hängenden knarzenden Lautsprecher was auch immer für Parolen, jedenfalls immer wieder dieselben. Selbst wenn sie gelegentlich von einem Kunden angesprochen wird, redet sie mit ihm über ihr Mikro und den Lautsprecher. Nach mehreren Stunden IKEA-Marathon hatte ich den kaum zu bändigenden Drang, sie durch ihr Mikro anzuschreien, dass sie endlich mal ihre Fresse halten soll. Aber dann hätten mich sicher sofort die zahlreichen Sicherheitsleute überwältigt und im Bälleparadies interniert. 
Überhaupt stehen nicht nur bei IKEA, sondern praktisch an jeder Ecke Polizisten, Aufpasser oder was auch immer für Leute in Uniformen oder zumindest mit roten Armbinden. Im Kassenbereich meines Supermarktes patrouilliert ein Sicherheitsmensch mit Metallhelm, Schutzweste und Schlagstock. Also Obacht beim Streit um das Wechselgeld. Man sollte zur Abwehr sicherheitshalber immer einen tiefgefrorenen Aal im Einkaufskorb haben. Mitarbeiterinnen mit Mikro und Lautsprecher finden sich zahlreich auch im Supermarkt, die wie Roboter im Sekundentakt Produkte bewerben.

Auch wenn es vielleicht ein bisschen durcheinander geht in diesem Post, zum Straßenverkehr muss ich auch noch was los werden. Dass Peking eine Stadt mit - sagen wir mal - Verkehrsproblemen ist, kann sich jeder leicht vorstellen. Verkehrsregeln, wie wir sie aus Deutschland kennen, gibt es so nicht in Peking bzw. werden sie nicht so streng ausgelegt. Aber es funktioniert weitestgehend. Das wichtigste Ausstattungsmerkmal des Autos und des Motorrollers ist die Hupe, die aber gar nicht immer im Sinne von "Achtung, ich hupe, ich habe Vorfahrt", sondern durchaus auch als Warnung für andere Verkehrsteilnehmer zu verstehen ist. Vielleicht ein Grund, warum zumindest nach meiner bisherigen Wahrnehmung so wenige Unfälle passieren. Irgendwie schlängelt sich jeder so durch. Als Fußgänger sollte man allerdings nicht zimperlich sein. Zebrastreifen und grüne Ampel sind hübsch, haben aber für motorisierte Verkehrsteilnehmer praktisch keine Bedeutung. 
Aber auch daran gewöhnt man sich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen